AOK: 80 Euro für AMTS-Prüfung APOTHEKE ADHOC, 09.03.2016 08:05 Uhr
Im Kammerbezirk Westfalen-Lippe werden Apotheker künftig für Medikationschecks bezahlt: 80 Euro erhalten Apotheker einmalig, wenn sie die Medikation von AOK-Versicherten prüfen. Mitmachen können Apotheken, die sich in Sachen Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) geschult haben. Das Modellprojekt soll über drei Jahre laufen und wird von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) und der AOK Nordwest finanziert.
Mit dem Projekt soll die Arzneimitteltherapie evaluiert und nachhaltig verbessert werden. Mehr als 500 Apotheker haben sich in Westfalen-Lippe bereits zu AMTS-Managern qualifiziert. Sie sollen als Lotsen zwischen dem Patienten und den verordnenden Ärzten agieren und so die Therapiesicherheit verbessern. Rund 130 Apotheker sollen im Mai ihre Ausbildung zum AMTS-Manager abschließen.
AKWL und AOK wollen in dem nun gestarteten Kooperationsprojekt untersuchen, wie erfolgreich der Medikationscheck aus der Apotheke ist. Drei Jahre läuft das Projekt. Die Evaluierung übernimmt Professor Dr. Ulrich Jaehde vom Lehrstuhl für Klinische Pharmazie an der Universität Bonn, der auch das Interaktionsregister von Linda betreut. Die Kosten für die Evaluation übernimmt die AKWL-Stiftung – entsprechend einer Promotionsstelle –, die Aufwandsentschädigung für die Apotheker in Höhe von insgesamt rund 80.000 Euro zahlt die AOK.
Die Vergütung erhalten die Apotheker formell nicht für den Medikationscheck selbst, sondern für die Teilnahme an der Evaluation. Jede AMTS-qualifizierte Apotheke kann bis zu fünf Fälle bearbeiten und abrechnen. Welche Patienten in den Genuss einer Arzneimittelprüfung kommen, entscheiden die Apotheken gemeinsam mit dem Arzt. 200 Apotheken haben sich bislang für die Checks angemeldet.
Basis der Prüfung ist die elektronische Patientenquittung, die Versicherte bei der AOK anfordern können. Darauf sind alle Arzneimittel aufgelistet, die über die Krankenversichertenkarte abgerechnet wurden. „Das trägt mit dazu bei, die Effektivität der Arzneimitteltherapie zu erhöhen und die Arzneimittelrisiken zu minimieren. Außerdem stärken wir die Eigenverantwortung und Souveränität des Patienten“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest. In der Apotheke sollen aber auch die rezeptfreien Arzneimittel berücksichtigt werden, die die Patienten einnehmen.
Mit dem AMTS-Projekt sollen Fehl- und Doppelverordnungen sowie Wechselwirkungen möglichst vermieden werden. Aktuelle Studien zeigen laut AKWL, dass nur rund 50 Prozent der verordneten Medikamente sachgemäß und regelmäßig eingenommen werden. „Das muss sich dringend ändern“, findet Ackermann. „Unser gemeinsames Ziel ist es, den Patienten künftig mehr Kompetenzen und Sicherheit bei der Einnahme ihrer Medikamente zu geben.“ Denn Patienten mit einer hohen Therapietreue stärkten den Behandlungserfolg und verbesserten ihre Lebensqualität. „Dafür brauchen wir zum einen besonders gut ausgebildete Apotheker und zum anderen ein enges Miteinander mit den Ärzten und Patienten“, so der AOK-Chef.
„Die systematische Optimierung des Therapieprozesses, die derzeit noch in Modellregionen erprobt und nun gemeinsam evaluiert werden soll, wird bereits in wenigen Jahren der Standard für die Versorgung aller Patienten sein“, ist AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening überzeugt. Für eine dauerhafte Implementierung eines Medikationsmanagements sei eine begleitende Versorgungsforschung von hoher Bedeutung. Denn die angebotene Dienstleistung müsse validiert und optimiert werden, so Overwiening.