Tag der Antworten

„Werden unsere Forderungen in die Gesellschaft tragen“

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Berlin -

Mit Spannung wird der „Tag der Antworten“ erwartet. Am 27. September will die Apothekerschaft Antworten von Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf die sechs gestellten Fragen. Zentral sei die Vergütungsfrage, so Josef Kammermeier, Vize des Bayerischen Apothekerverbands (BAV). Vor der Presse stellte er weitere Proteste in Aussicht.

Die Abda hat Fragen an den Minister. Die sollen im Rahmen der Videoschalte von Lauterbach beantwortet werden. Viele Apotheken werden am 27.September die Türen schließen – mit Ausnahme der notdiensthabenden Apotheken – und sich die Antworten des Ministers anhören, so Kammermeier. Denn: Die Themen seien ernster, es laufe viel im Gesundheitsmarkt schief, besonders bei den Apotheken.

Lauterbach habe eine Verpflichtung, den Apotheken die Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrags zu ermöglichen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sei aber gefährdet, denn seit mehr als zehn Jahren sinke die Apothekenzahl. Gerade im ländlichen Raum gebe es immer weniger Apotheken, in Bayern sei die Entwicklung daher drastischer als im restlichen Bundesgebiet. Die Zahl habe den niedrigsten Stand seit 1979 erreicht.

Gründe für die Schließungen gibt es laut Kammermeier viele. Ein Hauptgrund sei jedoch die schwierige finanzielle Lage – daher seien die Fragen 1 und 2 an den Minister die zentralen Fragen. Seit rund zwei Jahrzehnten habe es keine nennenswerte Erhöhung des Apothekenhonorars gegeben. Das ist „einzigartig in der deutschen Wirtschaft.“

Mit den 8,35 Euro stemmten die Apotheken alle Kosten: Strom, Personal, Miete, Löhne, Haftungsrisiken und vieles mehr. Doch statt eine Honoraranpassung habe es zuletzt eine befristete Erhöhung des Kassenabschlags gegeben. „Der Gesetzgeber denkt nicht daran den Zwangsrabatt abzuschaffen, sondern nutzt dies als zusätzliche Stellschraube, um bei den Apotheken Geld abzuzwacken.“

„Wir fordern Ende der Unterfinanzierung“, so Kammermeier. Konkret gehe es um eine Honorarerhöhung auf zwölf Euro. „Wir fordern nicht mehr und auch nicht weniger als Gerechtigkeit.“ Es gehe ausschließlich um einen Inflationsausgleich. Wenn Lauterbach sich bei dem Thema verweigere, sei dies „ungehörig“. Kammermeier: „Wir fordern Respekt gegenüber unserem Berufsstand.“

Lauterbach solle sich endlich der Diskussion stellen, denn einer der zentralen Berufe im Gesundheitsmarkt könne nicht mit Missachtung behandelt werden. Unter der missgelaunten Stimmung in der Apothekerschaft litten auch die Verbände.

„Wir erwarten Antworten“, so Kammermeier. Allerdings sei es aber zu befürchten, dass die Fragen vom Minister schlicht übergehen werden. Dies würde Kammermeier als Affront bewerten, dem weitere Eskalationsmaßnahmen folgen werden. „Wir sind bereit unsere Forderungen in Gesellschaft hineinzutragen.“ Man wolle jedoch erst einmal abwarten, ob sich Lauterbacht „erweicht, Antworten zu geben“. Man sei schon zufrieden, wenn der Minister auf das Fragengeflecht eingehe.

Die sechs Fragen der Abda:

  • Warum weigern Sie sich, die Honorierung der Apotheken nach mittlerweile elf Jahren Stillstand an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung anzupassen, obwohl sich die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag die Stärkung der Apotheken vor Ort zum Ziel gesetzt haben?
  • Wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass in Zukunft wichtige wirtschaftliche Faktoren, wie etwa die Inflation oder der Verbraucherpreisindex, in der Höhe des Apothekenhonorars regelmäßig berücksichtigt werden?
  • Wie und wann wird die Bundesregierung die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Versicherte Anspruch auf ein interprofessionelles Medikationsmanagement, wie im Modellprojekt ARMIN demonstriert, bekommen?
  • Wie will die Bundesregierung die Apotheken vor Ort dabei unterstützen, die flächendeckende Arzneimittelversorgung – auch in ländlichen Regionen – in Zukunft sicherzustellen?
  • Wie will die Bundesregierung den Schutz des besonderen Vertrauensverhältnisses zwischen den Heilberufen einerseits und den Patientinnen und Patienten andererseits gewährleisten, wenn die Krankenkassen, wie im Entwurf des Gesundheitsdatennutzungsgesetzes vorgesehen, die Daten ihrer Versicherten patientenbezogen auswerten und diesen Hinweise zu Gesundheitsrisiken geben dürfen?
  • Warum ist die Bundesregierung nicht bereit, die einseitige Wirtschaftlichkeitsorientierung in der Arzneimittelversorgung (etwa im Rabattvertragsbereich) zurückzudrehen, um die Liefersituation endlich zu verbessern?
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