Apothekeninhaber:innen stehen täglich vor Preisdiskussionen. „Vor allem wenn Patient:innen sich in der Apotheke beraten lassen, um dann im Internet die gewünschten Produkte günstiger zu bestellen, ist das sehr ärgerlich“, so eine Inhaberin. Die Apotheke vor Ort sei zwar häufig teurer als der Versand, aber dafür leiste sie auch viel mehr. „Die Internet-Sparfüchse werden das erst merken, wenn sie selbst in einer Notlage schnell Hilfe benötigen“, ist sich die Pharmazeutin sicher.
Viele Teams kennen die Situation: Es kommt ein Patient oder eine Patientin und lässt sich ausführlich zu einem Produkt beraten. Kommt es dann zur Preisfrage, reagieren manche mit der Antwort: „Dann bestelle ich es lieber im Internet.“ Langsam werde es mühsam, immer auf die gleiche Argumentation eingehen zu müssen, so eine Apothekerin: „Aber anscheinend ist es noch immer notwendig. Ja, die Apotheke vor Ort mag in manchen Dingen teuer sein, aber dafür bietet sie auch mehr als der Versand.“
Richtig merken werden das ihrer Meinung nach auch die „Internet-Sparfüchse“, wenn sie „selbst im Notfall Hilfe brauchen“. „Wenn dann aber keine Apotheke mehr da ist, ist es leider zu spät.“ Denn das Apothekensterben geht weiter: „Für das Jahr 2024 werden 1000 Schließungen erwartet“, erklärt sie. Und dennoch: „Wir müssen häufig Preisdiskussionen führen. Oftmals heißt es, dass die Apotheke Wucherpreise nimmt und man es schließlich im Internet für die Hälfte bekommt.“ Hier müsse verstärkt Aufklärungsarbeit geleistet werden, so die Inhaberin.
Erst kürzlich hatte eine Patientin mitten in den Totalausfällen der Computersysteme ein Elmex-Gel bei ihr kaufen wollen. „Ich habe in dem Moment nicht auf die Taxe zugreifen können, und musste den Preis nach bestem Wissen und Gewissen festlegen.“ Am darauffolgenden Tag sei die Kundin erbost zurückgekommen: „Sie habe im Internet das Produkt für die Hälfte des Preises gesehen.“ In solch einer Situation sei sie froh, die Kundschaft überhaupt versorgen zu können. „Ich möchte dann nicht noch Preisdiskussionen führen.“
Was die Apothekerin dabei ärgert: „Wir werden ständig nur noch auf die Preise reduziert.“ Dabei mache die Apotheke vor Ort so viel mehr, als nur die Schachtel mit den Tabletten abzugeben: „Wir beraten die Menschen, geben wichtige Einnahmehinweise, klären Wechselwirkungen ab und so weiter“, erklärt die Inhaberin. „Die Menschen, die so auf das Sparen aus sind, verstehen manchmal nicht, dass sie im Versandhandel eben nicht sofort versorgt werden können. Da können sie nicht nachts klingeln und bekommen etwas gegen Schmerzen oder andere Beschwerden.“
Wie wertvoll solche Zusatztipps in einem Beratungsgespräch sein können, schildert die Inhaberin anhand eines weiteren Beispiels: „Eine Patientin kam zu mir, um ihre Arzneimittel für ihre zukünftige Chemotherapie abzuholen. Ich habe ihr unter anderem geraten, sich vor Therapiebeginn nochmal beim Zahnarzt vorzustellen, um mögliche Entzündungen auszuschließen“, erklärt sie. Denn diese können eine mögliche Eingangspforte für Keime darstellen, die unter einer Chemo gefährlich werden können. „Die Patientin war mir sehr dankbar und auch der Zahnarzt hat ihr gegenüber geäußert, wie wichtig er unsere Beratung in der Apotheke vor Ort findet. Das alles kann der Versandhandel nicht leisten.“
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