Positionspapier

„Weit nach zwölf“: Heilfberufe schlagen Alarm

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Berlin -

Die Gemeinschaft der Heilberufe in Thüringen hat den Landespolitikern heute ein Positionspapier zur Verbesserung der ambulanten Versorgung vorgelegt. Gesundheitsministerin Heike Werner und Landtagspräsidentin Birgit Pommer (beide Linke) nahmen es entgegen. Im Landtag wurde das Papier mit Politikern aller Parteien diskutiert.

Zur Übergabe erklärte Sabine Köhler, die Vorsitzende der Gemeinschaft Gebietsärztlicher Berufsverbände in Thüringen: „Es ist bereits weit nach zwölf. Wir müssen jetzt handeln und ambulante Versorgungsstrukturen endlich stärken, um einen Gesundheitskollaps von Praxen sowie Apotheken zu verhindern und die Gesundheitsversorgung in Thüringen zu erhalten.“ Die wohnortnahe ambulante Versorgung der Thüringerinnen und Thüringer sei „akut bedroht“, so Köhler weiter. Es fehle an Ärzten ebenso wie an MFA, die Apothekenzahl im Bundesland sinke rapide.

Thüringer Apotheken in der Krise

Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes, hob die katastrophale wirtschaftliche Lage vieler Apotheken hervor: „Seit 20 Jahren fehlen Honoraranpassungen, sodass inzwischen 10 Prozent aller Apotheken in Thüringen rote Zahlen schreiben. Durch ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs ist zu befürchten, dass der Anteil nicht mehr wirtschaftlicher Apotheken in Kürze sogar auf über 40 Prozent ansteigen wird. Die Apothekerschaft fordert Politik und Regierung auf, in Anbetracht der ohnehin bereits massiven Schließungen von Apotheken, umgehend eine Soforthilfe zu veranlassen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich zu verbessern.“

Die sechs Kernforderungen

Das Positionspapier der Gemeinschaft der Heilberufe fasst die folgenden sechs Kernforderungen:

  1. Ambulantisierung: Umsetzung der angekündigten Ambulantisierung, um Kosten im Gesundheitswesen zu sparen und stationäre Strukturen zu entlasten.
  2. Tragfähige Finanzierung: Diese muss auch in der ambulanten Gesundheitsversorgung mindestens einen Ausgleich für Inflation und Kostensteigerungen schaffen.
  3. Fachpersonal stärken: Forderung einer spürbaren Anerkennung des medizinischen, zahnmedizinischen und pharmazeutischen Fachpersonals durch die Förderung und Stärkung von Ausbildung und Qualifizierung sowie eine bessere Einbindung in die Versorgungsprozesse.
  4. Nachwuchsoffensive: Die Studienplatzkapazitäten bei den Heilberufen müssen signifikant erweiter werden. Ausbildung in den Gesundheitsberufen brauchen Stärkung und Förderung.
  5. Entbürokratisierung: Der Bürokratieabbau im Gesundheitswesen muss zeitnah umgesetzt und die Versorgung mit zielgenauen Maßnahmen sowohl bei der Praxis- und Apothekengründung als auch im Versorgungsalltag entlastet werden.
  6. Sinnvolle Digitalisierung: Anspruch der Digitalisierung im Gesundheitswesen muss es sein, bestehende Versorgungsprobleme zu lösen und heilberufliche Kooperationen zum Nutzen der Patienten zu ermöglichen. Die dazu notwendige Technik muss nutzerfreundlich, funktionstüchtig und vollständig refinanziert sein. Daten zur Patientensteuerung müssen in heilberuflicher Hand bleiben.
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