Wegen Wahlempfehlung: Zoff bei Adexa Lothar Klein, 23.05.2019 12:37 Uhr
In den kommenden Wochen wählen die Apotheker in Westfalen-Lippe eine neue Kammerversammlung für die Wahlperiode 2019 bis 2024. Dazu haben jetzt 7914 Wahlberechtigte in Arnsberg, Detmold und Münster die Wahlunterlagen erhalten. Post gab es auch von der Adexa mit einem Wahlaufruf des Vorsitzenden Andreas May. Mehr noch: Im Adexa-Newsletter findet sich auch ein Text von Apothekerin Ellen Oetterer, die für die Gemeinschaftsliste von Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening kandidiert. Adexa-Mitglied Steffi Hering von der Liste Liste „Aktive Apotheker*innen“ kritisierte das als unzulässige Bevorteilung und Einmischung in die Kammerwahl. Nach ihrem Protest sicherte Adexa-Chef May zu, dass sich Hering ebenfalls auf der Adexa-Internetseite präsentieren kann.
Adexa-Chef May ruft im Newsletter zur Teilnahem an der Kammerwahl auf: „Ich würde es begrüßen, wenn möglichst viele approbierte Adexa-Mitglieder in Westfalen-Lippe durch ihre Stimmabgabe Einfluss auf die berufspolitische Arbeit ihrer Standesvertretung nehmen, damit die Interessen der Angestellten in den Apotheken noch stärker einfließen.“ In den Kammern seien zahlenmäßig mehr angestellte Approbierte als selbstständige Apotheker organisiert. Dieses Verhältnis spiegele sich allerdings nicht in allen Kammer- beziehungsweise Delegiertenversammlungen wider.
May: „Machen Sie von Ihrem demokratischen Recht Gebrauch und wählen Sie! Damit unterstützen Sie das Engagement der Kolleginnen und Kollegen in der Kammerarbeit und auch auf dem Deutschen Apothekertag.“ Das gelte im Übrigen nicht nur für Westfalen-Lippe, sondern bundesweit. Auch in Nordrhein fänden ab Ende Mai Kammerwahlen statt. May: „Ich möchte auch andere Adexa-Mitglieder ermutigen, in der Berufspolitik aktiv zu werden. Je mehr Angestellte sich auf Kammerebene engagieren, desto eher können dort arbeitnehmerspezifische Themen und Probleme aufgegriffen werden. Ein möglicher Einstieg ist beispielsweise die Arbeitnehmervertretung in den Berufsbildungs- und Prüfungsausschüssen.“
So weit so gut. Dann aber folgt im Newsletter ein Werbeblock für die Gemeinschaftsliste der Kammerpräsidentin: „Als Mitglied der „Gemeinschaftsliste“ kandidiere ich erneut im Wahlbezirk Münster“, schreibt dort Kandidatin Elle Oetterer. Die Wahl sei wichtig, weil die Mitglieder der Kammerversammlung „über so wesentliche Themen wie zum Beispiel Mitgliedsbeiträge, Fortbildungs- und Weiterbildungsaktivitäten, Berufsordnung, Haushalt etc.“ entschieden. Als Adexa-Aktive aus der Region West setze sie sich auch in der Kammerversammlung besonders für die Belange der angestellten Approbierten ein und „möchte dies weiterhin tun“. „Deshalb bitte ich Sie: Nehmen Sie an der Wahl teil! Und wenn Ihnen die Interessen der Angestellten wichtig sind, stimmen Sie für die Gemeinschaftsliste. Mit kollegialen Grüßen“, so Oetterer.
Zum Abschluss des Newsletters folgt noch unter dem Adexa-Logo eine Vorstellung der Kandidatin: „Ellen Oetterer ist Apothekerin, lebt in Münster und arbeitet als Lehrerin an den PTA-Schulen in Münster und Dortmund. Außerdem übernimmt sie Vertretungen in einer Apotheke in der Nähe von Münster. Seit ihrer Pharmaziepraktikantenzeit im Jahr 1990 ist Ellen Oetterer Mitglied bei Adexa. Seit 17 Jahren ist sie im Adaxe-Landesvorstand Westfalen-Lippe bzw. jetzt als Beirätin für die Region West ehrenamtlich aktiv. Seit 2012 ist sie im Fortbildungsausschuss der Apothekerkammer Westfalen-Lippe tätig.“
„Stinksauer“ darüber ist Apothekerin Hering von der Oppositionsliste „Aktive Apotheker*innen“. In dieser Liste haben sich nämlich die frühere „Aktive Liste“ und „Neue Liste“ zusammengeschlossen. Bisher sitzen die beiden Chefs Michael Mantell und Dr. Wolfgang Graute Seite an Seite mit Overwiening im AKWL-Vorstand. In der neuen Kammerversammlung wollen sie Opposition machen, besser noch Overwiening ablösen. „Es muss sich etwas ändern“, begründete Mantell den Zusammenschluss. „Das Kuschen der ABDA in Berlin können wir nicht mehr ertragen“. Große Sorgen bereitet Mantell das derzeitige Tauziehen in der Großen Koalition um das Apothekenpaket von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). „Warum hört man nichts von der ABDA?“, fragt sich Mantell seit längerer Zeit.
Das neue westfälisch-lippische Apothekerparlament wird 97 Delegierte umfassen (aktuell sind es 92). Auf den Wahlkreis Arnsberg entfallen zukünftig 40 Kammerversammlungsmitglieder, auf den Wahlkreis Detmold 22 und auf den Wahlkreis Münster 35. Insgesamt bewerben sich 205 Apothekerinnen und Apotheker, die drei sogenannten Listen angehören, um die 97 Plätze in der Kammerversammlung. Das sind 15 Kandidierende mehr als bei der letzten Wahl. Die Gemeinschaftsliste schickt 117 Kandidaten ins Rennen, die Aktiven Apotheker*innen Westfalen-Lippe 74 Kandidaten und die BasisApotheker 14 Kandidaten.
Bei den Kammerwahlen 2014 entfielen 55,6 Prozent der abgegebenen Stimmen (52 Sitze) auf die Gemeinschaftsliste. 24,6 Prozent (23 Sitze) entfielen auf die Aktive Liste, 11,7 Prozent (11 Sitze) auf die Neue Liste und 8,1 Prozent (6 Sitze) auf die BasisApotheker. Die Wahlbeteiligung lag bei 39,5 Prozent. Bis jetzt sind rund 14 Prozent der Stimmen bereits abgegeben. Und es gibt eine Premiere: Erstmals kann in Westfalen-Lippe auch online abgestimmt werden. Dem Vernehmen nach ist die Stimmung an der Basis aufgrund der unsicheren Lage und den endlosen Tauziehen um das Apothekengesetz gereizt. Es könnte knapp werden für die Gemeinschaftsliste.