Phagro beklagt Vorfinanzierung

Wegen Hochpreisern: Großhandelsmarge sinkt auf Tiefstwert

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Berlin -

Der pharmazeutische Großhandel verdient immer weniger Geld. Darauf weist der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) hin. 2023 sei die gesetzliche Großhandelsmarge für rezeptpflichtige Arzneimittel auf einen historischen Tiefstwert gesunken. Das zeigten Kennzahlen des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH). „Die Schere zwischen Umsatz und Marge geht immer weiter auseinander. Das zeigt: Wir müssen dringend wieder zu einer leistungsgerechten Vergütungsstruktur kommen“, sagte der Phagro-Vorsitzende Marcus Freitag.

Die Großhändler haben 2023 laut dem IFH 40,4 Milliarden Euro umgesetzt. Davon macht der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln mit 85 Prozent den größten Anteil aus. Gleichzeitig sinkt die nominelle gesetzliche Großhandelsmarge für Rx-Medikamente kontinuierlich. Betrug sie 2017 noch 4,39 Prozent, sank sie 2022 auf 3,92 Prozent und erreichte 2023 mit 3,86 Prozent einen neuen Tiefstwert. „Die Phagro-Mitgliedsunternehmen leisten als Teil der kritischen Infrastruktur in jedem Jahr mehr, um die Arzneimittelversorgung in einer älter werdenden Gesellschaft sicherzustellen – und das zu wirtschaftlich immer schwierigeren Bedingungen“, so Freitag. „Die Kosten im Pharmagroßhandel steigen stetig, während die Struktur der gesetzlichen Vergütung des Großhandels unangetastet bleibt.“ Der Großhandel erhält pro Arzneimittelpackung einen Zuschlag von 3,15 Prozent auf den Abgabepreis des Herstellers plus 73 Cent.

Trend zu Hochpreisern

Ein wesentlicher Faktor für das Auseinanderdriften von Umsatz und Marge sei der anhaltende Trend zu immer mehr hochpreisigen Medikamenten. Denn je teurer das Arzneimittel, desto niedriger falle die Großhandelsmarge aus. Der Grund dafür ist die Kappungsgrenze in der gesetzlichen Großhandelsvergütung, die für Arzneimittel ab einem Packungspreis von 1200 Euro greife. Egal, wie viel teurer das Arzneimittel in der Beschaffung sei, die Vergütung des Großhandels werde bei 38,53 Euro gedeckelt. Dabei seien die Ausfallrisiken und Kosten dieser Medikamente besonders hoch.

2023 hat der Pharmagroßhandel demnach so viele hochpreisige Medikamente abgegeben wie noch nie: Die Preise von 4,7 Millionen Packungen lagen oberhalb der Kappungsgrenze. Deren Menge habe sich innerhalb von sechs Jahren nahezu verdoppelt. Stark gestiegen seien auch die Kosten für die Vorfinanzierung von Medikamenten: Die Großhändler gewähren Apotheken häufig Zahlungsziele bis die Krankenkassen die Erstattung an Apotheken überweisen. 2023 haben die Phagro-Mitgliedsunternehmen Vorfinanzierungsleistungen von 4,39 Milliarden Euro erbracht. Im Vorjahr waren es 4,37 Milliarden Euro, sechs Jahre zuvor lediglich 3,56 Milliarden Euro. Für den Großhandel sei die Zunahme der hochpreisigen Arzneimittel in Verbindung mit der Kappungsgrenze gerade in der aktuellen Hochzinsphase fatal. Denn immer mehr teure Arzneimittel binden immer mehr Kapital bei steigenden Kosten und niedrigeren Margen. Notwendige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Arzneimittelversorgung seien so kaum noch möglich.

Phagro fordert Reform

„Von Jahr zu Jahr wird deutlicher: Der Großhandel braucht dringend eine Reform seiner gesetzlichen Vergütung. Die veraltete Preispolitik verschärft auch die aktuellen Probleme der Lieferengpässe. Die Bundesregierung muss dringend reagieren und bereits jetzt alle notwendigen Schritte für eine fachliche Überprüfung der gesetzlichen Großhandelsvergütung zur Sicherung der Arzneimittelversorgung einleiten“, erklärt Freitag. „Nach der Generikaversorgung darf nun nicht auch noch der Pharmagroßhandel kaputt gespart werden.“

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