18.000 Klicks für TV-Apotheker Hannes Müller Lothar Klein, 09.06.2017 14:33 Uhr
Nicht allzu oft erhalten Apotheker die Gelegenheit, im Fernsehen vor großem Publikum für die Interessen ihres Berufsstandes einzutreten und ein bisschen Werbung für die Apotheken vor Ort zu machen. Hannes Müller aus der Römer Apotheke in Haltern am See hat jetzt seine Chance genutzt. In der WDR-Sendung „Daheim und Unterwegs“ argumentierte er souverän als Repräsentant einer kleineren „Apotheke von Land“ über die Vorzüge der Präsenzapotheken. Von Lampenfieber war trotz Liveschaltung keine Spur.
Müller, der demnächst 30 Jahre alt wird, ist seit zwei Jahren Filialleiter der Römer Apotheke. Auch im Vorstand der Apothekerkammer ist Müller berufspolitisch aktiv; 2014 wurde er als jüngstes Mitglied in die Führungsetage gewählt. Während seines Studiums war er Präsident des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden (BPhD).
Aufmerksam gemacht auf seine TV-Qualitäten hat Müller beim letzten Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT). Dort hatte die Kammer ein Casting für Apotheker organisiert, die im Fernsehen die Fahne des Berufsstand hochhalten könnten. Auf dem Kammerstand wurde in kleines Studio eingerichtet. Gut 40 interessierte Apotheker wurden von einem Moderator vor laufender Kamera getestet. Bei Müller war sofort klar, dass man ihn in eine Sendung schicken kann.
Jedes Jahr erhält die Kammer mehrere Anfragen des WDR für kurze Interviews oder Statements – meist für die Lokalfenster von WDR 3. Weil neben Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening auch mal andere Apotheker zum Zuge kommen sollen, hat sich die AKWL eine kleine Kartei mit TV-tauglichen Apothekern zusammengestellt. Jeder, der schon mal vor einer Kamera gestanden hat, weiß, dass das nicht jedem liegt. Müller war Naturtalent, bei ihm konnte sogar ein Medientraining entfallen.
Souverän parierte er die erste Frage der Moderatorin nach den Auswirkungen des EuGH-Urteils und der Konkurrenz durch Versandapotheken. In der Römer Apotheke könne man das zwar noch nicht betriebswirtschaftlich belegen, aber bundesweit sei der Umsatz der Versandapotheken so hoch wie der von 700 Apotheken, so Müller.
Und der Trend zum Versandhandel sei erkennbar. Denn es gebe immer Kunden, die auf die günstigeren Preise im Internet hinwiesen. „Wenn man im Internet etwas billiger bekommt, wird man verleitet, dort mehr zu bestellen“, beschrieb Müller die Gefahr. Ab einer bestimmten Bestellsumme sei der Versand kostenlos. „Dann bestelle ich etwas, das ich nicht wirklich brauche.“ In seiner Apotheke wolle er die Patienten aber darüber beraten, was sie wirklich benötigten.
Er kenne viele Kunden beim Namen: „Das ist den Kunden ganz wichtig.“ Man müsse Vertrauen aufbauen, schließlich wirkten die Arzneimittel im Körper. Als Beispiel führt Müller die Rabattverträge an: In der Apotheke vor Ort habe man gute Kontakte zu den Ärzten, da könne man rasch Probleme lösen. Müller: „Das geht im Internet nicht.“ Das wollte die Moderatorin so nicht stehen lassen und ließ ein kurzes Statement von DocMorris einspielen.
Der Hauptnachteil von Versandapotheken sei, dass sie die Patienten nicht persönlich sehen könnten, konterte Müller: „Der Unterschied ist der Patient.“ Apotheker müssten auf dessen individuelle Bedürfnisse eingehen können. Beispielsweise müsse die Anwendung eines neuen Asthma-Sprays mit dem Patienten geübt werden.
Auch zum Thema Botendienst fiel Müller prompt die passende Antwort ein: „Schneller als die Apotheke vor Ort ist niemand.“ Apotheken würden bis zu vier Mal am Tag vom Großhandel beliefert und er fahre Arzneimittel auch persönlich aus, um die Patienten noch zu Hause zu beraten.
Dass Arzneimittel in Deutschland als teuer empfunden würden, liege nicht an den Apotheken, erklärte Müller: „Apotheken haben nur 15 Prozent Anteil am Preis.“ Der Staat verdiene an der Mehrwertsteuer mehr als die Apotheken. Nur 2,3 Prozent der Gesamtausgaben der Kassen entfielen auf Arzneimittel. Ganz wichtig für die Patienten sei eine Stammapotheke, fiel Müller zum Schluss noch ein: Die Patienten sollten sich bei der Auswahl „an der Qualität orientieren und nicht am Preis“.
Viel Zuspruch und Lob erhielt Müller für seinen ersten TV-Auftritt in seiner Facebook-Gemeinde. Auch die Kammer ist zufrieden. Sie hat Müllers Facebook-Beitrag geteilt. Schon über 18.000 Mal wurde dort Müllers sehenswerter Auftritt geklickt.