Apothekenhonorar

Wasem: Warten, dass der Markt das regelt APOTHEKE ADHOC, 11.10.2012 09:53 Uhr

Berlin - 

Zum Auftakt des Deutschen Apothekertages (DAT) in München wollte es das ARD-Morgenmagazin wissen: Gibt es in Deutschland ein Apothekensterben? Nein, findet nicht nur Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Dem Essener Gesundheitsökonom Professor Dr. Jürgen Wasem zufolge gab es in den letzten zwei bis drei Jahren zwar jeweils 300 Apotheken weniger. Im europäischen Schnitt habe man aber immer noch eine gute Versorgung.

 

Das eigentliche Problem sie die regional unterschiedliche Verteilung. Laut Wasem ist es daher kein Weg, den Apotheken einfach mehr Geld in die Apotheken zu geben: „Im Moment würde ich mit dem Minister gehen und darauf warten, dass der Markt das regelt.“

Für grundlegende Änderung sehe er keinen Bedarf; man habe ein gutes und funktionierendes System: „Es gibt keinen Anlass für dramatische Reformen.“

Allenfalls in Gebieten mit schlechter Versorgung könnte man über Mechanismen den Apotheken mehr Geld geben. Allerdings könnte man dann im letzten Schritt auch „in einen Zustand von vor 50 Jahren zurückkehren, als der Staat noch festgelegt hat, wo welche Apotheke eröffnen soll“.

 

 

„Ich persönlich kann mir auch mobile Apotheken vorstellen, und für viele Menschen ist auch der Versandhandel eine Lösung“, so Wasem. „Versandhandel wird an Bedeutung gewinnen. Wenn Menschen gut eingestellt sind, ist das ein guter Weg.“

Bereits 2009 hatte Wasem pünktlich zum Apothekertag mit kritischen Äußerungen zur Apothekendichte in Deutschland auf sich aufmerksam gemacht: Gegenüber der Rheinischen Post forderte Wasem damals eine Verringerung der Apothekenanzahl – und des Honorars.

Der Volkswirt gilt als einer der führenden Gesundheitsökonomen und Politikberater in Deutschland und steht in permanentem Kontakt mit der Leitung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Zuletzt war er als Unabhängiger Vorsitzender des Erweiterten Bewertungsausschusses von Ärzten und Krankenkassen in Erscheinung getreten.

In der Vergangenheit stand er allerdings wiederholt unter Druck, weil er Arbeiten veröffentlicht hatte, die von Konzernen wie Pfizer (Raucherentwöhnung) oder DocMorris (Apothekenketten) bezahlt wurden.