Grippeimpfstoffe

Was passiert mit Spahns Reserve?

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Berlin -

Dass sich Menschen nicht impfen lassen können, weil Impfstoff fehlt, ist gesundheitspolitisch ein Super-GAU. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat – nach dem Desaster beim Pneumokokken-Impfstoff – vorgesorgt und zusätzlichen Grippeimpfstoff bestellt. Wie der verteilt werden soll, ist noch nicht geklärt.

Rund 20 Millionen Dosen Grippeimpfstoff haben die Ärzte über die Apotheken bestellt, weitere sechs Millionen Dosen hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) als sogenannte „nationale Reserve“ beschafft. Damit stehen in den kommenden Wochen und Monaten 26 Millionen Dosen zur Verfügung – und damit 5 Millionen mehr als in der Vorsaison. Spannend wird nun, wie die Nachfrage sich entwickelt. Ärzte und Apotheker berichten von ersten Nachfragen.

Unklar ist noch, wie die nationale Reserve zum Einsatz kommt und wie sie verteilt werden soll. Die Hersteller haben dazu noch keine Anweisungen erhalten; hinter vorgehaltener Hand wird Unmut laut, dass seit Wochen dazu nicht vernünftig kommuniziert wird.

Nach Angaben einer Sprecherin arbeitet das BMG gegenwärtig an einem Verteilkonzept für die zusätzlich vom Bund beschafften Grippeimpfstoffe. „Grundsätzlich wird angestrebt, diese Impfstoffe über den normalen Vertriebsweg in die Handelskette einzuspeisen. Sobald das Verteilkonzept feststeht, werden alle Betroffenen über die Bestellwege informiert.“

Geklärt werden muss nicht nur, wo der bestellte Impfstoff eingesetzt werden soll und wie er dahin kommt, sondern auch, welches Präparat bei welchen Patientengruppen angewendet werden soll. Je nach Hersteller gibt es beispielsweise unterschiedliche Altersgrenzen; bei Allergikern soll die zellkulturbasierte Vakzine den Präparaten, die mit bebrüteten Hühnereiern hergestellt werden, überlegen sein.

Ziel der Impfung sei es, das individuelle Erkrankungsrisiko zu reduzieren und das Gesundheitssystem weniger zu belasten, also Kapazitäten für die Versorgung von Covid-19-Patienten und zu sichern, so die BMG-Sprecherin. „Deshalb wollen wir erreichen, dass sich deutlich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen.“

Eine Erhöhung der Impfquote solle vor allem für die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlenen Risikogruppen erreicht werden: die über 60-Jährigen, chronisch Kranke, Schwangere, beruflich besonders Exponierte. Ältere Menschen hätten ein erhöhtes Risiko, dass eine Influenza-Erkrankung bei ihnen einen schweren Verlauf nimmt, zu Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Herzinfarkt führt oder sogar tödlich verläuft, so die Sprecherin. „Die meisten Influenza-Todesfälle treten bei älteren Menschen auf.“ Allerdings hat sich in den letzten Jahren nur etwa ein Drittel der über 60-Jährigen gegen Grippe impfen lassen – die Impfquote liege bei rund 30 Prozent. Auch Schwangere und Personen mit Grunderkrankungen hätten ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe.

Ende Juli hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die ersten Impfdosen freigegeben, mittlerweile sind es 13,6 Millionen. Hersteller wie Seqirus, Mylan und GlaxoSmithKline (GSK) haben bereits mit der Auslieferung an Großhandel und Apotheken begonnen, bei Sanofi soll es in Kürze losgehen.

Sieben Impfstoffe stehen in diesem Jahr zur Verfügung:

  • Afluria Tetra (Seqirus): hühnereibasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, ab 18 Jahren
  • Flucelvax Tetra (Seqirus): zellkulturbasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, ab 9 Jahren
  • Influsplit Tetra (GSK): hühnereibasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, ab 6 Monaten
  • Influvac Tetra (Mylan): hühnereibasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, ab 3 Jahren
  • Xanaflu Tetra (Mylan): hühnereibasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, ab 3 Jahren
  • Vaxigrip Tetra (Sanofi Pasteur): hühnereibasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, ab 6 Monaten
  • Fluenz Tetra (AstraZeneca): nasal zu applizierender, hühnereibasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, ab 2 bis 17 Jahren
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