BMG hat andere Prioritäten

„Was ist das Argument der Apotheken?“

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Berlin -

Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat man wenig Verständnis für die Honorarforderungen der Apotheken. Abteilungsleiter Thomas Müller sagte bei einer Diskussionsrunde der Pharmaverbände BAH und BPI, es gebe derzeit andere Prioritäten. Am Ende müsse die Abda die Abgeordneten mit Konzepten überzeugen.

Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hält eine Umverteilung für sinnlos.Foto: Svea Pietschmann

Im Gesundheitssystem in Deutschland knirsche es an ganz vielen Stellen, räumte Müller ein. Zusätzlich sei die Haushaltslage angespannt, sodass man Prioriäten setzen müsse.

Krankenhäuser stünden ganz oben auf der Agenda von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), so Müller. Auch für die Generikaindustrie müsse man es dringender attraktiver machen, „das sieht der Minister sehr klar“. Das sei aber „kein dünnes Brett“, da man gleichzeitig attraktive Rahmenbedingungen für Innovationen brauche. In der Forschung sei Deutschland zurückgefallen, mit einem Therapieforschungsgesetz wolle man gemeinsam mit dem Kanzleramt die Entwicklung erleichtern.

Wo stehen also die Apotheken in diesem Ranking? Diese Frage müsse sich die Abda stellen. „Was ist das Argument der Apotheken, dass wir sie im Kampf um Ressourcen nach vorne priorisieren und fördern? Da müssen Sie jetzt tatsächlich die Abgeordneten überzeugen.“

Laut Müller, der von Hause aus selbst Arzt und Apotheker ist, muss die Abda jetzt gute Konzepte vorlegen. „Das muss darüber hinausgehen, dass man nur fordert, die Honorartöpfe zu erhöhen, Was ich von den Abgeordneten höre, reicht das nicht.“ Immerhin gehe es um GKV-Mittel.

Apotheken im Transformationsprozess

Nach seiner Meinung kommt erschwerend hinzu, dass die Apotheken in einem Transformationsprozess sind: Es gebe Versandapotheken, es gebe eine Landflucht. All das müsse man berücksichtigen, statt mit der Gießkanne vorzugehen – zumal es auch eine Spreizung im Markt gebe: „Es gibt Apotheken, denen es gut geht, und andere, die nur in Selbstausbeutung funktionieren.“

Mit der Notdienstpauschale sei ein Instrument eingeführt worden, um steuernd einzugreifen. Grüne und SPD hätten ein Interesse daran, diesen Weg weiter zu gehen, so stehe es auch im Koalitionsvertrag. „Das liegt noch vor uns, insofern bin ich für Konzepte dankbar.“

Das Zaudern der Apothekerschaft – wie etwa beim geplanten OTC-Switch von Sildenafil oder beim Thema Impfungen – aus Angst vor den Ärzten sei schwierig, wenn man den Beruf weiterentwicklen und nicht nur noch „Ausgabeautomat“ sein wolle. „Es braucht ein Umdenken, was die Rolle der Apotheke vor Ort angeht. Aber das ist offensichtlich noch nicht so weit, dass ich politisch damit durchkomme.“

Politik macht es sich zu einfach

Das wollte Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening nicht im Raum stehen lassen. „Das hört sich ja an, als gäbe es eine Spaltung im Markt. In Wirklichkeit ist es so, dass wir die Versorgung gerade noch so stabilisieren können.“ 70 Prozent der Apotheken lägen unterhalb des Durchschnitts, „Da können Sie doch nicht hergehen und sagen: Jetzt schwächen wir auch noch diejenigen, die noch leistungsfähig sind.“

Auf solche Gedanken könne man überhaupt nur kommen, wenn man nicht selbstständig tätig sei. „Die Politik macht es sich zu leicht, wenn sie die Betriebsergebnisse im Durchschnitt nimmt und so tut, als wäre das der Betrag, der auf das Privatkonto überwiesen wird.“ Overwiening: „So etwas wie Tilgung scheint überhaupt nicht in den Köpfen zu sein. Das wird aus versteuertem Geld bezahlt.“

Tobias Mück von Sanofi wies darauf hin, dass auch Apotheken in wirtschaftlich schwieriger Lage gebraucht werden.Foto: Svea Pietschmann

Laut Overwiening sichern die Apotheken den sozialen Frieden vor Ort, das muss die Gesellschaft auch wertschätzen“. Dazu gehörten gute Rahmenbedingungen, aber auch eine gute Honorierung. Die Apotheken seien seit fast zwei Jahrzehnten abgeschnitten von der gesamtwirtschaftlichen Entwciklung, „dabei sind die Arbeiten intensiver geworden“.

Die Belastungsgrenze sei vielfach erreicht, daher sei es Verantwortung der Politik, wieder für vernünftige Rahmenbedingungen zu sorgen. Dass nach dem Danke für den Einsatz in der Pandemie sofort der Zwangsrabatt angehoben wurde, sei nicht nur ein materieller Verlust, sondern auch eine „unfassbare Geringschätzung für das, was wir leisten“.

Nur in Selbstausbeutung gehe es nicht, so Overwiening. Es sei ganz normal, dass es immer mal Durststrecken gebe – aber aus der Amplitude dürfe eben keine schiefe Ebene werden. „Da muss die Politik ehrlich sein und klipp und klar sagen: Das ist uns nichts wert, da werden nicht investieren.“ Zumindest damit könne man dann umgehen.

Dass Lauterbach sich offenbar nicht für die Apotheken interessiere, sei indiskutabel: „Die Politik darf doch nicht weggucken, wenn es im Alltag zu Problemen kommt.“ Thomas Mück, Medical Head CHC Europa, verwies darauf, dass auch Apotheken, die es derzeit wirtschaftlich schwer haben, gebraucht werden. „Es ist ja nicht so, dass die nichts zu tun hätten.“

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