Die Apotheker ersticken in Bürokratie. Laut einer Umfrage der ABDA ist der Papierkram das größte Ärgernis im Apothekenalltag. Der Aufwand bei der Hilfsmittelversorgung, die Retaxationen der Krankenkassen und die Lieferengpässe der Hersteller nerven die Apotheker ebenfalls. Insgesamt sehen die meisten Apotheker nicht besonders positiv in die Zukunft. Laut ABDA-Statistik ist die Stimmung in der Branche im Vergleich zum Vorjahr schlechter geworden.
Von 500 befragten Apothekern gaben 83 Prozent an, dass „bürokratischer Aufwand“ zu den größten Ärgernissen zählt. Auf Platz 2 folgt der Aufwand bei der Hilfsmittelversorgung mit 63 Prozent. Beide Werte sind im Vergleich zur Umfrage vom Vorjahr in etwa konstant.
Retaxationen zählen zwar noch immer zu den drei größten Ärgernissen, allerdings hat sich die Situation hier merklich entspannt. Wählten bei der identischen Befragung 2016 noch 72,6 Prozent diese Antwort, waren es in diesem Jahr 58,2 Prozent. Die Novellierung des Rahmenvertrags und damit neue Regeln zur Retaxatierung haben offenbar eine Wirkung entfaltet. Neuerdings ärgern sich Apotheker allerdings wieder über neue Methoden der Kassen bei der Rezeptkontrolle.
Ein umgekehrter Trend zeigt sich bei den Lieferengpässen, die in den Apotheken als wachsendes Problem wahrgenommen werden. Knapp hinter den Retaxationen sind sie heute mit 58 Prozent ein ein spürbares Ärgernis. Bei den Durchschnittsapotheken mit 2 bis 2,5 Millionen Euro Umsatz sind es sogar 62,2 Prozent. Zum Vergleich: 2016 hatten nur 35,5 Prozent der Befragten die Ausfälle der Hersteller besonders beanstandet.
Was die Apotheker sonst noch ärgert: eine zu geringe Wertschätzung der eigenen Leistung in der Gesundheitswesen (55,9 Prozent), die unzureichende Honorierung von Leistungen wie der Rezeptur (53,1 Prozent), die Umsetzung der Rabattverträge (37,6 Prozent) sowie Nachwuchs- und Personalprobleme (37,5 Prozent). Als weniger nervig wird die Erfüllung der Importquote wahrgenommen (7,2 Prozent).
Die ABDA wollte von den Inhabern zudem wissen, welche wirtschaftliche Entwicklung sie in ihrer eigenen Apotheke in den kommenden zwei bis drei Jahren erwarten. 41 Prozent erwarten demnach eine schlechtere oder sogar deutlich schlechtere Lage. Jeder Dritte (33,2 Prozent) geht von einer stabilen Situation aus. Dass es etwas besser wird, glauben dagegen nur 22,6 Prozent der Inhaber. Und mit einer deutlichen Verbesserung rechnet nur eine kleine Minderheit von 3,3 Prozent.
Der Pessimismus ist unter den Inhabern kleiner Apotheken noch stärker verbreitet: Von ihnen erwartet mehr als die Hälfte (51,9 Prozent) eine Verschlechterung der eigenen Lage, 10,2 Prozent davon sogar eine deutlich schlechtere. Im Jahresvergleich konstatiert die ABDA: „Mehr Apotheken sind pessimistisch, weniger Apotheken optimistisch.“
Wie im Vorjahr schätzen die meisten Inhaber ihre eigene Situation dabei noch besser ein als die der Branche: Fast zwei Drittel (64,4 Prozent) gehen davon aus, dass sich die Situation der Branche Apotheke in den kommenden Jahren etwas oder deutlich verschlechtert. An eine Verbesserung glaubt nur jeder Zehnte.
Fast die Hälfte der Apotheker (44,5 Prozent) will daher für bis zu drei Jahre keine Investition in der eigenen Apotheke vornehmen. Jeweils ein Viertel plant einen Umbau der Räume/technischen Einrichtung oder Verbesserung/Erweiterung der EDV. Andere Investitionen haben sich 13,7 Prozent vorgenommen. Und 7,6 Prozent wollen sogar eine Filiale eröffnen oder übernehmen. Erwartungsgemäß ist die Investitionsbereitschaft bei den älteren Kollegen insgesamt etwas niedriger.
Immerhin: Die große Mehrheit der Inhaber plant keinen Personalabbau: 89,3 Prozent gaben an, dass keine Entlassungen geplant sind. Allerdings werden sich 7,4 Prozent in den kommenden Jahren von pharmazeutischem Personal trennen, weitere 5,1 Prozent von nicht-pharmazeutischem Personal. Unter den sehr kleinen Apotheken mit weniger als eine Million Euro Jahresumsatz plant jede zehnte Entlassungen. Allerdings planen 56,4 Prozent aller Inhaber auch keine Einstellungen in der nächsten Zeit.
APOTHEKE ADHOC Debatte