Wartezeiten

Jeder vierte Patient wartet auf Facharzt-Termin

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Berlin -

Laut einer Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) muss jeder vierte Patient mehr als drei Wochen auf einen Termin bei einem Facharzt warten. Trotzdem steht die KBV den Plänen der Bundesregierung zu einer zentralen Terminvermittlung weiterhin skeptisch gegenüber.

„Wir lehnen eine zentrale Lösung ab, da diese nicht nur die Arztfreiheit aufhebt, sondern auch dem Wunsch vieler Patienten entgegenläuft“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Allerdings müsse man über neue Steuerungsmöglichkeiten nachdenken. Es zeige sich, dass der ungesteuerte Zugang dazu führe, dass es in den Praxen von besonders stark nachgefragten Ärzten zwangsläufig zu Wartezeiten komme, so Gassen.

Im Auftrag der KBV hatte die Forschungsgruppe Wahlen mehr als 6000 gesetzlich und privat Versicherte befragt. Den Ergebnissen zufolge haben 36 Prozent der Befragten von den Plänen der Bundesregierung gehört, Terminservicestellen zu errichten. Zwei Drittel empfanden eine zentrale Vergabestelle als gut. Jedoch glaubten nur 30 Prozent, dass sich damit Wartezeiten verkürzen lassen.

„Immerhin 72 Prozent der Befragten sagen, dass sie nicht zu irgendeinem, sondern zu ihrem Wunscharzt möchten. Eine zentrale Terminservicestelle kann solche Wünsche jedoch nicht berücksichtigen“, sagte Gassen.

„Wie in den Jahren zuvor zeigt sich, dass die derzeit herrschenden Wartezeiten objektiv nur von wenigen als zu lang empfunden werden“, erklärte Regina Feldmann vom Vorstand der KBV. Nur einem von zehn Befragten habe es bei seinem letzten Arztbesuch nach eigener Einschätzung zu lange gedauert, bis ein Termin zustande gekommen sei. 62 Prozent der Befragten konnten innerhalb von drei Tagen einen Facharzt aufsuchen.

Laut der Umfrage suchten zwei Drittel aller Befragten einen Facharzt ohne Überweisung auf. Wartezeiten von mehr als drei Tagen gab es daher in der Regel eher bei Fach- als bei Hausärzten. Zudem gab fast jeder vierte Befragte an, im vergangenen Jahr einen Arzttermin schon einmal kurzfristig nicht wahrgenommen zu haben.

Kritik an der KBV-Position kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. „Die freie Arztwahl ist viel zu oft in der Praxis eine leere Worthülse. Sie dient der KBV als Blendwerk, um den zentralen Terminservice zu vereiteln“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Insbesondere für die Pflegebedürftigen und die 700.000 Bewohner von Pflegeheimen müsse die zentrale Terminvergabe kommen. Die Facharztversorgung sei in diesem Bereich mangelhaft.

Auch die Barmer GEK sieht die Skepsis der Mediziner gegenüber dem Regierungsvorhaben kritisch. Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Straub forderte ein Ende der Bevorzugung von Privatpatienten bei der Terminvergabe. Eine solche Ungleichbehandlung sei nicht akzeptabel, sagte er. Die Ärztefunktionäre müssten das Problem lösen.

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