Bayern

Kammerwahl: Ohne Liste auf Stimmenfang Franziska Gerhardt, 01.04.2014 13:30 Uhr

Neue Delegierte gesucht: Bis morgen um Mitternacht können Bayerns Apotheker noch ihre Stimme für die Kammerwahl abgehen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Bayerns Apotheker wählen eine neue Delegiertenversammlung: Bis morgen um Mitternacht können am Nachtbriefkasten der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) noch Wahlzettel eingeworfen werden. Auch wenn nur Einzelpersonen gewählt werden, geben die „Wahlvorschläge“ eine Orientierungshilfe. Eine Gruppe hat in diesem Jahr ein besonders breites Fundament: Vertreter des Bayerischen Apothekerverbands (BAV), der Apothekengewerkschaft Adexa und erstmals auch des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) kandidieren auf einem Vorschlag. Doch es gibt auch Einzelkämpfer im Freistaat.

In diesem Fall ist es eine Einzelkämpferin: Kathrin Würfl, eine junge Apothekerin aus Erding. Sie kandidiert im größten Wahlbezirk Oberbayern für einen der 46 Plätze. Ihr macht der Wahlkampf Spaß: „Ich habe 1000 Flyer drucken lassen und sie selbst an Apotheker verteilt“, erzählt sie.

Würfl fordert weniger Bürokratie für Apotheker, vor allem bei Rabatt- und Hilfsmittelverträgen sowie bei der Dokumentation. Auch bei QMS solle der bürokratische Aufwand „sinnvoll minimiert“ werden. Schließlich müsse der Rohertrag anstatt des Umsatzes Berechnungsgrundlage für den Kammerbeitrag werden.

Um als eigener Wahlvorschlag in ihrem Bezirk antreten zu können, musste Würfl zunächst zehn Unterstützer finden. Das garantiere einen gewissen Rückhalt im Wahlbezirk, erklärt Landeswahlleiter Klaus Laskowski. Da aber jeder Delegierte direkt gewählt wird, haben in Bayern auch Außenseiter eine Chance. Der niedrigschwellige Zugang zur Berufspolitik ist bewusst Teil der Wahlordnung. Gewählt werden die Delegierten für vier Jahre.

Gleichzeitig können aber beliebig viele Kandidaten einem Wahlvorschlag in ihrem Kammerbezirk beitreten. Die „große Liste“ aus BAV, Adexa und ADKA tritt in allen sieben Wahlbezirken an und könnte theoretisch die gesamte Delegiertenversammlung stellen: In jedem Bezirk gibt es mindestens so viele Kandidaten auf dieser Liste wie insgesamt Plätze vergeben werden.

Wahlvorschlagsvertreter dieser Gruppe in Oberbayern ist der jetzige Kammerpräsident Thomas Benkert. Er war 2010 von der Delegiertenversammlung mit großer Mehrheit bestimmt worden und hat auch in diesem Jahr sehr gute Chancen auf eine Wiederwahl.

Seine Liste fordert Dokumentationsgebühren für gesetzlich vorgeschriebene Aufgaben. Das Berufsbild soll um neue Ausbildungsschwerpunkte wie klinische Pharmazie und Pharmaökonomie erweitert werden. Außerdem sei die Kooperation mit betriebswirtschaftlichen Fakultäten nötig. Schließlich wird gefordert, die Berufe Apotheker, PTA und PKA bei Schülern zukünftig stärker zu bewerben, um den Nachwuchs zu sichern.

Als Opposition sieht sich Thomas Hieble, Präsident des Bundesverbands Deutscher Apotheker (BVDA). Er kandidiert mit rund einem Dutzend Gleichgesinnter auf seiner eigenen Liste: „Wir werden nicht die Oberhand gewinnen und in der Opposition bleiben“, erwartet Hieble. Der Inhaber der Münchener St. Alto-Apotheke ist seit 20 Jahren Delegierter und wird wohl ebenfalls wiedergewählt werden.

Bei der Wahl zur Delegiertenversammlung der BLAK werden 100 Apotheker gewählt. Die sieben Wahlbezirke entsprechen den Regierungsbezirken. Die Anzahl der Delegierten pro Wahlbezirk und damit der Stimmen pro Apotheker richtet sich nach den Kammermitgliedern: Der größte Bezirk Oberbayern stellt 46 Delegierte, mit Abstand folgen Mittelfranken (14), Schwaben (11) und Unterfranken (9). Die wenigsten Apotheker entsenden die Oberpfalz, Oberfranken (je 7) und Niederbayern (6).

Die Abstimmung erfolgte ausschließlich per Briefwahl. Insgesamt gibt es mehr als 14.000 Wahlberechtigte. Der Präsident wird auf der konstituierenden Sitzung am 23. Juni gewählt. Bei der vergangenen Wahl lag die Beteiligung laut Laskowski bei knapp 50 Prozent.

Kammerwahlen finden demnächst auch in Niedersachsen, Westfalen-Lippe und Nordrhein statt. Die Hessen wählen ihre Delegierten im November und Dezember. In der Apothekerkammer Bremen wurden der bisherige Präsident Dr. Richard Klämbt und sein Vize Klaus Scholz gerade im Amt bestätigt.