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Kassen wollen ans Apothekenhonorar

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Berlin -

Die Krankenkassen wollen nicht nur den Apothekenmarkt liberalisieren, sondern auch das Apothekenhonorar deckeln. Weitere Erhöhungen der Vergütung lehnt der GKV-Spitzenverband ab. Zuvor müsse Transparenz über die Honorierung der Apotheken hergestellt werden, heißt es im Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes zur Bundestagswahl am 24. September.

Der Apothekenmarkt wird in dem 35-seitigen Positionspapier zur Bundestagswahl unter der Überschrift „Qualität und Finanzierbarkeit der Arzneimittelversorgung sichern“ im Unterkapitel „Apothekenmarkt liberalisieren und Transparenz über die Vergütungen schaffen“ abgehandelt. Um das wirtschaftliche Schicksal der Apotheken kümmern sich die Kassen dabei ebenso wenig wie um die vorhandenen Strukturen. Die Sicherung der Versorgung durch Vor-Ort-Apotheken kommt nicht vor.

Um auch künftig eine sichere, zeitnahe und wirtschaftliche Versorgung mit Arzneimitteln zu gewährleisten, sei der Apothekenmarkt zukunftsfähig und patientenorientiert weiterzuentwickeln, heißt es stattdessen. „Die Vertriebsstruktur im Apothekenmarkt ist so anzupassen, dass eine bedarfsgerechte Arzneimittelversorgung der Patienten auch in Regionen mit einer geringeren Bevölkerungsdichte sichergestellt bleibt. Jede Form der Arzneimittelabgabe muss sich zuvorderst am Bedarf der Patienten messen lassen“, so das Positionspapier.

Was das konkret bedeutet, sagen die Kassen nicht. Nur dass ein ergänzender Versandhandel stelle deshalb ein geeignetes Mittel darstelle, dieses Ziel zu erreichen. Und weiter: „Eine Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes ist aus Markt- und Wettbewerbsgründen geboten.“ Wie die künftige Apothekenstruktur aussehen soll, bleibt das Geheimnis des GKV-Spitzenverbandes.

Dann wenden sich die Kassen dem Apothekenhonorar zu: Dort wollen die Kassen künftig ein Wort mitreden. Der GKV-Spitzenverband will nicht hinnehmen, dass die Apotheker durch die steigenden Arzneimittelpreise mehr verdienen: Mit den kontinuierlich wachsenden Ausgabe für Arzneimittel sei auch die Apothekenvergütung gestiegen. Dringend verbessert werden müsse „die Transparenz über das kontinuierlich wachsenden Vergütungsgeschehen“, um auf der Grundlage von Patientenbedürfnissen die Vergütungen angemessen gestalten zu können. Ohne diese Transparenz dürften in Zukunft nicht mehr – wie in der Vergangenheit mehrfach durch den Gesetzgeber geschehen – Apothekenvergütungen angepasst werden.

Zuvor hatte bereits der AOK-Bundesverband einen Frontalangriff auf das Apothekensystem gestartet. Das Fremd- und Mehrbesitzverbot gehört demnach ebenso abgeschafft wie das im Mai eingeführte Verbot der Zyto- und Impfstoffausschreibungen. Mit Versandapotheken wollen die AOKen Direktverträge zur Arzneimittelversorgung schließen können. Auch das Apothekenhonorar soll runderneuert werden. Zudem drohte AOK-Chef Martin Litsch Apotheken mit Retaxationen, die sich vor Ende August an der Zytoversorgung ohne Exklusivvertrag beteiligen.

Das Fremd- und Mehrbesitzverbot bezeichnete der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes „als mittelalterlich“ und als „längst überfälliger Schutzraum“ für Apotheken. Dahinter steckten Vorstellungen von Strukturen aus der „Fuggerzeit“, so Litsch. Die Regelungen hätten zudem nichts mit der flächendeckenden Arzneimittelversorgung in Deutschland zu tun. „Das bestehende Mehrbesitz- und Fremdbesitzverbot bei Apotheken muss aufgehoben werden“, heißt es im AOK-Positionspapier zur Bundestagswahl.

Zudem forderte Litsch die Möglichkeit zum Abschluss von Direktverträgen: „Statt weniger ist mehr Wettbewerb um gute Versorgung angezeigt, beispielsweise durch Direktverträge der Krankenkassen mit Versandapotheken.“ Aus AOK-Sicht gehörten Versandapotheken zur Arzneimittelversorgung im 21. Jahrhundert. Direktverträge böten „außerordentlich gute Möglichkeiten für differenzierte Bedingungen.“

Wie der GKV-Spittzenverband will das AOK-Lager auch in die Apothekenhonorierung eingreifen: Das Festhalten an der packungsbezogenen Vergütung sei „nicht besonders sinnvoll“ vor dem Hintergrund immer teurerer Arzneimittel.

Auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesen pocht die AOK auf mehr Flexibilität: „Den Wettbewerb um die beste Versorgung gewinnt man nicht mit Trippelschritten, sondern mit umfassenden und tiefgreifenden Reformen. Deshalb müssen wir den Trend unbedingt umkehren und den Krankenkassen wieder mehr Gestaltungsspielraum zukommen lassen“, sagte Litsch.

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