Wahlkampf: Apotheken ohne Stimme Lilith Teusch, 19.12.2024 14:27 Uhr
Die Vertrauensfrage stellte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zwar erst am Montag, doch der Wahlkampf ist längst in vollem Gange. Und ausgerechnet jetzt, mitten im Wahlkampf, zerlegt sich die Abda-Spitze. Die Apotheken haben somit derzeit keine funktionierende Standesvertretung – und das zeigt sich zunehmend. Ein Kommentar von Lilith Teusch.
Während die Apotheken im Sommer durch Proteste, Kundgebungen und Gespräche vor den Landtagswahlen noch Gehör fanden und ihre Anliegen in Wahlprogrammen sowie auch in anschließenden Koalitionsverträgen auf Länderebene berücksichtigt wurden, fehlt in den aktuellen Wahlprogrammen nahezu jeder Hinweis auf die Offizin. Über das Versprechen der Union, Apotheken zu stärken und zu erhalten geht es nicht hinaus. Die Grünen planen eine „Reform der Finanzierung der Apotheken“, werden dabei aber weder in die eine noch in die andere Richtung konkreter. Und bei der FDP werden die Apotheken gar nicht erwähnt.
Noch schlimmer sieht es im Wahlprogramm der SPD aus: Der Einsatz von Telepharmazie soll gefördert werden – im Worst Case wohl auch weiterhin unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Und ausgerechnet jetzt steht die Standesvertretung ohne Spitze da: Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat in der Mitgliederversammlung vergangene Woche keine Mehrheit bekommen, über die Nachfolge ist noch nicht entschieden.
Dabei sah es vor einigen Wochen noch vielversprechend aus: Mit Tino Sorge und Stefan Pilsinger versprachen gleich zwei Gesundheitspolitiker der Union – die laut Umfragen führende Kraft – eine Apothekenreform ohne „Apotheke light“ in der kommenden Legislaturperiode.
Jetzt muss es darum gehen, dass sich die Standesvertretung schleunigst zusammensetzt und ihre Arbeit wieder aufnimmt. Die angeschlagene Branche kann es sich nicht leisten, eine weitere Legislaturperiode auf Verbesserungen zu warten. Doch genau das wird geschehen, wenn die Apotheken nicht endlich auf die Barrikaden gehen, um vielleicht doch noch Wahlkampfthema zu werden – und vor allem in den Koalitionsverhandlungen auf der Agenda zu stehen.