Krankenkassen

Wältermann: Mittelfristig zur Bundes-AOK dpa/APOTHEKE ADHOC, 21.07.2012 11:54 Uhr

Berlin - 

Der neue Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Günter Wältermann, hat eine Fusion aller Ortskrankenkassen zu einer Bundes-AOK vorgeschlagen. Es sei sinnvoll, „mittelfristig einen großen Wurf zu machen und alle elf AOKs zu einer AOK für ganz Deutschland zusammenzubringen“, sagte Wältermann der Rheinischen Post. Diese wäre ein gemeinsames Dach für 24 Millionen Versicherte.

 

Als Vorteil nannte Wältermann die höhere Einkaufsmacht der Kasse: „Ein solcher Zusammenschluss hätte viele Gestaltungsmöglichkeiten gegenüber Pharmaherstellern, Krankenhäusern und Ärzten. Für das gleiche Geld könnten mehr Leistungen eingekauft werden.“

Welche Verhandlungen mit der Industrie er im Auge hat, verriet Wältermann nicht. Rabattverträge werden von den AOKen bereits bundesweit ausgehandelt, die Preisverhandlungen nach AMNOG übernimmt der GKV-Spitzenverband sogar für alle Kassen.

Wältermann führt die AOK Rheinland/Hamburg seit Anfang Juli. Trotz Überschuss auch in diesem Jahr wird die Kasse nichts an die Versicherten ausschütten, sondern die Leistungen für Schwerstkranke und das Serviceangebot ausbauen und in die Reserven für die Zukunft investieren – „genau in dieser Reihenfolge“. 2012 und 2013 werde es keinen Zusatzbeitrag geben: „Und das, obwohl wir eine enorme Ausgabendynamik erwarten und die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre durchaus mit Sorge betrachtet werden muss.“

 

 

Vor allem das Entlassmanagement nach Klinikaufenthalten will Wältermann verbessern, außerdem die Krebsvorsorge ausbauen und in Zusammenarbeit mit den Kassenärztlichen Vereinigungen eine Lösung für die Wartezeiten in Arztpraxen finden.

Einen Ärztemangel sieht der Kassenchef in seiner Region nicht: „Wir haben in allen Fachgebieten im Rheinland eine gute Versorgung. Doch sollte zum Beispiel der Verkauf medizinisch fragwürdiger Zusatzleistungen zugunsten einer intensiveren Patientenberatung zurückgefahren werden.“ Fachärzte müssten verpflichtet werden, Patienten spätestens innerhalb von drei Wochen zu behandeln.

Laut Wältermann gibt es in Nordrhein-Westfalen zu viele Klinik-Betten. „Um diese auszulasten, neigen Kliniken dazu, überflüssige Operationen und Untersuchungen anzubieten. Ich wünsche mir, dass die Gesundheitsministerin den Abbau entschlossen angeht. Dieser Umbau sollte auch zugunsten des ambulanten Vorsorgung erfolgen.“