Kommentar

Von wegen Zusammenhalt

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Berlin -

In der vergangenen Woche warb Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening noch um Zusammenhalt. Vom Deutschen Apothekertag (DAT) solle ein Signal der unbedingten Geschlossenheit ausgehen. „Wir ziehen am selben Strang und in die gleiche Richtung“, so Overwiening. Doch schon wenige Tage später bröckelt es in der Apothekerschaft, von Zusammenhalt keine Spur – auch die Abda selbst unterstützt die Kolleg:innen nicht und hüllt sich in Schweigen.

„Wir sollten uns nicht von der Strategie der Spaltung und des Säens von Misstrauen verunsichern lassen“, so Overwiening. „Wir müssen an unseren gemeinsamen Zielen festhalten und sollten nicht das Glück in der eigenen Profilierung suchen, denn das würde nur jenen helfen, die politische Ziele gegen uns erreichen wollen“, lautete der Appell. Doch davon lassen sich einige Kolleg:innen nicht beeindrucken. Statt Zusammenhalt gibt es einen weiteren Alleingang. Die Standesvertretung droht Unterstützer zu verlieren.

Nach Hessen, Sachsen und Thüringen schert jetzt auch Niedersachsen aus. Der Landesapothekerverband geht seinen eigenen Weg und ruft am 6. November zu einer Kundgebung in Hannover auf. Die Abda will die Protestmaßnahme nicht kommentieren. Ob sich weitere Verbände dem Protest anschließen, ist noch offen, wird aber bereits intern diskutiert. Denn dass der Protest funktioniert und neben Aufklärungsarbeit bei Politiker:innen maßgeblich dazu beigetragen hat, dass es das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) noch nicht ins Kabinett geschafft hat, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf dem DAT eingestanden und auch die Standesvertreter:innen schreiben sich den Erfolg auf die Fahne.

Zwar werden bei der Abda Protestmaßnahmen nicht ausgeschlossen, aber bislang konnten Apotheken nicht auf ihre Unterstützung setzen. Raushalten und laufen lassen – das ist der Erfolg, den sich die Abda auf die Fahnen schreiben kann. Anders sah es im vergangenen Jahr aus, als Overwiening kämpferisch den November zum Protestmonat ausrief und in vier deutschen Städten Kundgebungen stattfanden. Vor knapp einem Jahr war der Zusammenhalt groß, jetzt kämpft auch auf Landesebene jeder für sich – den Start macht Hessen.

In Hessen hat sich eine neue Liste zur Kammerwahl aufgestellt und öffentlich Kritik an der Arbeit des jetzigen Vorstandes geäußert. Der wehrt sich gegen „unwahre Behauptungen“ unter dem Deckmantel der kollegialen, engagierten, service- und zielorientierten gemeinsamen Zusammenarbeit zum Wohle aller Apothekerinnen und Apotheker in Hessen. Dabei ist der Vorstand lediglich in einen Rechtfertigungsmodus geraten und zündet die Mitstreiter:innen an. Vor persönlichen verbalen Angriffen gegenüber Kandidat:innen der Liste 7 wird nicht zurückgeschreckt.

Es brodelt in der Apothekerschaft. Auf Standes- und Landesebene bröckelt es. Der Kampf ist eröffnet. Es bleibt zu hoffen, dass es um die Sache – die Stärkung der Apotheken vor Ort und den Erhalt der flächendeckenden Versorgung – geht und nicht um Machtgerangel und persönliche Befindlichkeiten. Es braucht einen Ruck, einen Ruck des Zusammenhalts.

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