WDR über Krankenkassen

Von Vorstandsgehältern bis Rezept-Kripo

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Berlin -

„Krankenkassen – zwischen Bürokratie und Entscheidungsmacht“, so der Titel eines Beitrags im WDR-Magazin „Markt“. Apotheker Reinhard Rokitta gab den Reporterinnen einen kleinen Einblick über die täglichen Schikanen. Auch die Vorstandsgehälter waren ein Thema.

Rokitta ärgert sich über den aufgeblasenen Verwaltungsapparat: Den unglaublichen Gehältern und Boni, die sich die Kassenchefs selbst auszahlten, stehe eine stagnierende Vergütung der Apotheker:innen gegenüber. Wie andere Leistungserbringer auch würden sie seit Jahren kaputtgespart. So würden beispielsweise für die Inkontinenzversorgung einer bettlägerigen Dame nur 11,89 Euro monatlich gezahlt. „Das passt nicht“, so Rokitta.

Die Vorstände der 96 Kassen seien Spitzenverdiener: Die TK liege mit 381.249 Euro ganz weit vorn. Aber auch AOK, DAK, IKK Classic und Barmer knacken die Marke von 330.000 Euro. Selbst kleine Betriebskrankenkassen wie die Salus BKK mit knapp 170.000 Versicherten zahlt ihrem Vorstand laut Beitrag 230.000 Euro jährlich.

Die Honorare der Apotheker:innen hingegen seien seit über 20 Jahren eingefroren – trotz permanenter neuer Aufgaben und bürokratischen Quälereien. So gebe es „eine Kriminalpolizei der Krankenkassen“, berichtete Rokitta: Das seien Firmen, die beauftragt würden, jeden kleinen Fehler, den einer Apotheke mit einem Rezept versehentlich unterlaufen ist, sofort rauszufiltern und gegebenenfalls dieses Arzneimittel auch nicht zu bezahlen. „Da sind also Kolleg:innen, die gehen bei so einer Retaxation auch schon mal mit 25.000 Euro Miese raus – ohne die Möglichkeit, Einspruch zu erheben.“

Der Sparzwang verstärke die Schlüsselrolle der Krankenkassen und betreffe alle Beteiligten im Gesundheitssystem, so die Autorinnen. „Mit zum Teil bösen Folgen für Patienten, Ärzte, Pflege-Fachkräfte und Apotheker.“ Pflegende befänden sich oft am Rande der Belastungsfähigkeit und hätten keine Energie, ihre Kräfte in Aktenschlachten oder Streitigkeiten mit der Versicherung zu verschwenden. „Warum stellen sich Krankenkassen quer?“

Seit Jahren klagten Krankenkassen, ihnen würde das Geld ausgehen. Zeitgleich seien sie aber großzügige Sponsoren des Profisports. Gleichzeitig seien Prothesen für Parasportler nicht drin, denn „Sport gehört nicht zu den Grundbedürfnissen des täglichen Lebens“, wie die Kassen einst vor dem Bundessozialgericht zu Protokoll gegeben hätten.

Rund 220 Millionen Euro hätten sie alleine im Jahr 2022 für Werbung ausgegeben – mit Beiträgen ihrer Versicherten. Für ihre eigentliche Kernaufgabe – Aufklärung, Beratung und Informationen für Versicherte – geben sie laut Frank Plate, Präsident des Bundesamtes für soziale Sicherheit (BAS), noch nicht mal 100 Millionen Euro aus.

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