Volle Wartezimmer und Ärztemangel Carolin Ciulli, 27.09.2024 08:05 Uhr
Mit Beginn der Erkältungssaison sind die Wartezimmer in den Berliner Hausarztpraxen voll. Doch auch aus anderen Gründen stehen Ärztinnen und Ärzte unter Druck: Es gibt nicht genug von ihnen, um beim einzelnen Patienten ausreichend Zeit für eine hochwertige Versorgung zu haben, wie die Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg, Doris Höpner, sagte. „Wir schaffen die Versorgung“, sagte die Ärztin, doch viele arbeiteten über ihre Belastungsgrenze hinaus.
Einzelne Praxen berichteten davon, dass es kaum noch gelinge, Präventionsleistungen wie die Gesundheitsuntersuchung anzubieten, ergänzte Sandra Blumenthal, die ebenfalls Vorsitzende ist. „Für Gespräche oder wirkliche Beratung bleibt immer weniger Zeit.“
Randbezirke besonders betroffen
Besonders betroffen seien Praxen in den Randbezirken. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin bräuchte es vor allem im Osten der Stadt mehr Hausärzte. In Lichtenberg lag der Versorgungsgrad zuletzt bei rund 87 Prozent, in Marzahn-Hellersdorf bei 82 Prozent (Stand: Januar 2024). Zum Vergleich: In Charlottenburg-Wilmersdorf lag er bei fast 127 Prozent. Von einer Unterversorgung spricht man bei Hausärzten, wenn der Versorgungsgrad unter 75 Prozent liegt.
Um Ausgleich zu schaffen, eröffnet die KV Berlin am 1. Oktober eine neue Hausarztpraxis in Treptow-Köpenick. Drei Ärzte sollen dort künftig arbeiten. Der Versorgungsgrad liegt in dem Bezirk bei rund 90 Prozent.
Akute Anliegen werden meistens drangenommen
Die Ärzte seien verpflichtet, Notfälle zu versorgen und auch akute Anliegen würden meist drangenommen, sagte Höpner. Die meisten Praxen versuchten neu nach Berlin gezogene Menschen aufzunehmen. „Praxiswechsel werden in sehr vollen Praxen jedoch mitunter abgelehnt.“
Die Ärztinnen forderten, angekündigte Verbesserungen für einen Erhalt des Praxisnetzes dringend umzusetzen. Nach einem Gesetzentwurf sollen für Hausärzte Obergrenzen bei der Vergütung wegfallen.