Pharmalobby

VFA provoziert Union und FDP dpa/APOTHEKE ADHOC, 17.03.2011 15:58 Uhr

Berlin - 

Der Wechsel von Birgit Fischer von der Barmer GEK zum Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hat die Koalition verunsichert. Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn, kritisierte, „eine linke Sozialdemokratin wird oberste Pharmalobbyistin - das ist so, als würde Trittin (Grünen-Fraktionschef) Chef des Atomkonzerns Eon“.

Am Vormittag hatte der Pharmaverband bestätigt, dass Fischer am 1. Mai den Posten der Hauptgeschäftsführerin übernimmt. Vor ihrer Zeit bei Deutschlands größter Krankenkasse war Fischer Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion und Gesundheitsministerin in Nordrhein-Westfalen gewesen.

Ihren Wechsel an die Spitze des größten Pharmaverbands bezeichnete Spahn gegenüber der Rheinischen Post als Affront: Der Verband wette mit der Berufung der SPD-Frau 30 Monate vor der Bundestagswahl gegen die amtierende schwarz-gelbe Regierung auf einen Wechsel.

Fischers Vorgängerin, Cornelia Yzer, war vor ihrer 15-jährigen Karriere als Cheflobbyistin CDU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin zunächst im Bundesfamilien-, dann im -forschungsministerium gewesen.

Spahns Amtskollegin von der FDP, Ulrike Flach, sagte den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe: „Das ist, als wenn der Papst zu den Atheisten geht.“ Die Pharmabranche werde nicht mehr ernst genommen, wenn sie sich mit Fischer den „schlimmsten Feind“ ins Haus hole.

Der VFA wies die Anfeindungen zurück. Entscheidend sei die Kompetenz und nicht das Parteibuch. Für ideologische Schaukämpfe oder wahltaktische Spekulationen sei angesichts der Probleme im Gesundheitswesen ohnehin kein Platz. Es gehe dem Verband um einen neuen Dialog über Parteigrenzen hinweg.