Arzneimittelausgaben

VFA: Gesunkene Herstellerrabatte als Kostentreiber APOTHEKE ADHOC, 09.06.2015 13:46 Uhr

Berlin - 

Die Arzneimittelausgaben sind im vergangenen Jahr kräftig gestiegen – das führt der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) einerseits auf Innovationen, andererseits auf Sondereffekte wie den Beitrag zum Notdienstfonds und den gesunkenen Herstellerabschlag zurück. Aus Sicht des VFA sind die Innovationen außergewöhnlich und durch die Krankenkassen finanzierbar.

„2014 war in puncto Arzneimittelausgaben für die GKV ein atypisches Jahr“, sagte Professor Dr. Bertram Häussler, der im Auftrag des VFA den Arzneimittel-Atlas erstellt hat. Die Ausgaben stiegen um fast 10 Prozent – 2,95 Milliarden Euro – auf 33,3 Milliarden Euro.

825 Millionen Euro führt der VFA darauf zurück, dass der Herstellerrabatt von 16 auf 7 Prozent gesunken ist. Im Vorjahr wurden durch Abschläge noch zusätzliche Einsparungen von 931 Millionen Euro erzielt. Der Kassenabschlag aus den Apotheken bleib im Vergleich zu 2013 fast unverändert – er ging nur um drei Millionen Euro im Vergleich zu 2013 zurück und lag bei rund einer Milliarde Euro.

Die Erhöhung des Fixums für die Apotheker zum 1. August 2013 von 8,35 auf 8,51 Euro zur Finanzierung der Notdienstpauschale ist laut dem Atlas für 4 Prozent des Ausgabenanstiegs verantwortlich. Das entspricht 68 Millionen Euro. Dadurch, dass es 2014 im Vergleich zum Vorjahr 430.000 mehr Versicherte als im Vorjahr gegeben habe, seien die Arzneimittelkosten um weitere 180 Millionen Euro gestiegen – 7 Prozent des Ausgabenanstiegs.

Die andere Hälfte des Zuwachses geht laut VFA auf bedeutende therapeutische Innovationen zurück. 2014 sei die Zahl der Innovationen außergewöhnlich hoch gewesen: Mit 49 neuen Präparaten seien so viele neue Arzneimittel wie seit 25 Jahren nicht mehr auf den Markt gekommen. Durch neue Mittel gegen Multiple Sklerose, Hepatitis C, Krebs und zur Blutgerinnungshemmung könnten heute mehr Patienten behandelt werden. Der Mehrverbrauch zeige, dass ein erheblicher therapeutischer Bedarf bestehe. Aus Sicht von VFA-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer sind diese Fortschritte in das Erstattungssystem der Krankenkassen integrierbar. Außerdem könnten Kosten für weniger erfolgreiche Behandlungen eingespart werden.

„Wir greifen die großen Herausforderungen im Gesundheitsbereich auf und sind der Motor für den medizinischen Fortschritt“, sagte Fischer. Dank neuer Medikamente sei chronische Hepatitis C nun fast immer heilbar und die Krankheit könne mittelfristig eliminiert werden. Mehrere Krebsarten sind ihren Angaben zufolge besser behandelbar. Gegen einige Formen von Mukoviszidose und Muskeldystrophie gebe es erste gezielte Arzneimittel, gegen den Klinikkeim MRSA neue Antibiotika und gegen Tuberkulose die ersten neuen Mittel seit 1995.

Der Arzneimittel-Atlas wird seit zehn Jahren im Auftrag des VFA vom IGES-Institut erarbeitet, das Häussler leitet. Dem Atlas liegen die Nationalen Versorgungsinformationen (NVI) von Insight Health zugrunde. Er ist das Gegenstück zum Arzneiverordnungsreport (AVR) der Krankenkassen, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WidO) erstellt wird.