Hollywood-Oscar soll die Rente sichern Lothar Klein, 17.05.2016 14:13 Uhr
Angesichts der von der Europäischen Zentralbank gesteuerten Niedrigzinspolitik suchen Sparer, Lebensversicherungen und Versorgungswerke händeringend nach noch einigermaßen lukrativen Anlagemöglickeiten. Die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte versucht ihr Glück im Filmgeschäft. Kino-Hits wie „Der Schuh des Manitu“, „(T)raumschiff Surprise“, „Fack ju Göthe“ und der Oscar-Gewinner „Nirgendwo in Afrika“ sollen die Rente sichern. Die VA hat deswegen vor Kurzem ihre Beteiligung an der Constantin Film AG auf knapp 10 Prozent aufgestockt.
Die Anlage-Manager der Baden-Württembergischen VA glauben offenbar an die Zukunft des Kinos und insbesondere der Constantin Film AG. Nachdem die Altlasten beim deutschen Kino- und Unterhaltungskonzern weitgehend aus den Bücher verbannt sind, sehen sie gute Chancen für die Performance der Aktie. Zum Jahreswechsel kauften sie Constantin-Aktien zu und verdoppelten fast ihr Investment.
Aktuell steht der Kurs bei 2,15 Euro je Anteilsschein. Ein Blick aufs letzte Jahr zeigt aber erhebliche Kursschwankungen: Im Dezember 2015 rutschte die Constantin-Aktie unter 1,50 Euro. 2014 lag der Fünf-Jahres-Tiefstwert bei rund 1,20 Euro. Wohin die Reise an der Börse geht, steht also in den Sternen.
Die Constantin Film AG hat immerhin 39 der 100 erfolgreichsten deutschen Filme der letzten 15 Jahre in die Kinos gebracht, davon vier Filme aus der Top 5 der Bestenliste: „Der Schuh des Manitu“ brachte es auf 11,7 Millionen Kinobesucher, „(T)raumschiff Surprise“ schauten sich 9 Millionen Kinofans an und die beiden „Fack Ju Göthe“-Filme trieben rund 15 Millionen Zuschauer in die Kinos.
Zu den Film-Highlights der letzten Jahre zählen ebenso die Bernd-Eichinger-Produktion „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“, die Oscar-nominierte Produktion „Der Untergang“ und der Oscar-Gewinner „Nirgendwo in Afrika“ ebenso wie die Eigen- und Koproduktionen „Die weiße Massai“, „Die Welle“, „Der Baader Meinhof Komplex“, „Wickie und die starken Männer“, „Er ist wieder da“ oder die weltweit erfolgreiche „Resident:Evil“-Reihe.
Das Kinojahr 2015 wurde für die Constantin Film AG nach eigenen Angaben mit fünf „Besuchermillionären“ zu einem der erfolgreichsten ihrer Geschichte: Neben „Frau Müller muss weg“, „Fünf Freunde 4“ und „Ostwind 2“ sorgten im Herbst 2015 die Bestsellerverfilmung „Er ist wieder da“ für Kassenschlager. Neben Eigen- bzw. Co-Produktionen im Kinosegment setzt die Constantin Film auf TV-Serien und Internet-TV. Den Anfang machte im Januar 2016 die international produzierte Serie „Shadowhunters“, basierend auf der Fantasy-Bestsellerreihe „Chroniken der Unterwelt“ von Cassandra Clare, die auf dem US-Sender Freeform (ehemals ABC Family) ausgestrahlt und außerhalb der USA über das Streamingportal Netflix ausgewertet wird.
Das alles hat die Anlage-Manager der Baden-Württembergischen VA offenbar überzeugt. Vom gesamten Anlagevermögen in Höhe von gut 12 Milliarden Euro sind circa vier Milliarden Euro in Aktien angelegt. Allerdings macht der Constantin-Anteil davon nur einen kleinen Anteil aus. Das Filmgeschäft hat ja bekanntlich seine Tücken.