Die Versorgungswerke der Apothekerkammern Niedersachsen und Berlin stehen trotz Niedrigzinsphase gut da – und halten ihren Rechnungszins bei 4 Prozent. Bei den Kammerversammlungen präsentierten die Verantwortlichen die Abschlüsse für 2014. In Niedersachsen war außerdem der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zu Gast.
Laut Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz war das Versorgungswerk im vergangenen Jahr „ausgesprochen erfolgreich“. Der Überschuss von 22 Millionen Euro solle aber nicht zur Erhöhung der Anwartschaften verwendet werden, sondern als Sicherheitsreserve in die Rücklagen eingestellt werden.
Linz will vermeiden, irgendwann den Rechnungszins nach unten anpassen zu müssen. Eine Reduzierung um 0,5 Prozentpunkte bedeute für Berufseinsteiger eine Kürzung der Rente um ein Viertel; bei Kollegen, die kurz vor der Rente stünden, seien es immer noch 5 Prozent. „Wenn der Zinssatz dann noch stärker gekürzt wird, erleiden die Mitglieder ganz erhebliche Verluste.“
Auch in Berlin konnte der Vorsitzende des Versorgungswerks, Dr. Manfred Zindler, bei der Kammerversammlung gute Nachrichten überbringen: Alle Anwartschaften könnten aus den laufenden Zinsgewinnen finanziert werden, sodass der Kapitalstock nicht angegriffen werden müsse. Das Versorgungswerk sei „sehr lebendig“, im vergangenen Jahr seien 369 Mitglieder neu hinzugekommen, so Zindler.
Die beiden Versorgungswerke gehören mit 9300 beziehungsweise knapp 6000 Mitglieder und 2200 beziehungsweise knapp 1000 Rentnern zu den größeren der berufsständischen Versorgungseinrichtungen. In Niedersachsen werden pro Jahr 70 Millionen Euro an Beitragseinnahmen und 45 Millionen Euro an Anwartschaften verwaltet, der Kapitalstock liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.
In Berlin stehen Mitgliedsbeiträgen von knapp 45 Millionen Euro Auszahlungen von 15 Millionen Euro gegenüber. Die Kapitalanlagen summieren sich auf knapp 900 Millionen Euro. 2012 hatten die beiden Versorgungswerke ihre Verwaltung zusammengelegt. Zum Versorgungswerk Niedersachsen gehören auch die Apotheker in Hamburg und Sachsen-Anhalt, in Berlin sind die Kollegen aus Brandenburg an Bord.
In den vergangenen Jahren hatten wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase mehrere Versorgungswerke den Rechnungszins für alle neuen Beiträge gekürzt, darunter Nordrhein, Westfalen-Lippe und Hessen. Bayern hatte auf ein offenes Deckungsplanverfahren umgestellt, um im Haushalt flexibler agieren zu können. Auch in Sachsen und Thüringen wird keine unmittelbare Äquivalenz zwischen Beiträgen und Leistungszusagen verlangt.
Zur Kammerversammlung in Hannover hatte Linz auch den KV-Vorsitzenden Mark Barjenbruch eingeladen. Der berichtete über die Probleme der Ärzte, insbesondere im Zusammenhang mit dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG): Um den Notdienst besser zu organisieren, sollen die KVen sogenannte Portalpraxen an den Kliniken einrichten und bezahlen.
Barjenbruch und Linz waren sich einig, dass der Notdienst in Niedersachsen gut funktioniert. Insofern sieht die Kammerpräsidentin auch keine Auswirkungen für den Apothekennotdienst. Das „ausgesprochen gute Miteinander“ von Ärzten und Apothekern schließe auch die Hausärzte mit ein, sodass auch ein Dispensierrecht im Notdienst in Niedersachsen kein Thema sei.
Barjenbruch nahm auch die Beschwerden der Apotheker über immer wiederkehrende fehlerhafte Rezepte mit, die die Pharmazeuten mitunter teuer zu stehen kommen. Die Bezirksapotheker hatten mehrere Beispiele mitgebracht, bei denen die Arztstempel nicht den Anforderungen genügen. Auch über Seminare für Ärzte und Praxispersonal zum korrekten Ausfüllen von Rezepten wurde diskutiert.
APOTHEKE ADHOC Debatte