Versorgungskonzepte

Hennrich: E-Rezept gegen Retaxationen

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Berlin -

Die meisten Apotheker stehen dem elektronischen Rezept eher skeptisch gegenüber – schließlich trommeln die Versender dafür. Beim Kongress des Bundesverbands Managed Care (BMC) in Berlin warb der CDU-Gesundheitsexperte Michael Hennrich für das E-Rezept. Er sieht darin auch eine Maßnahme gegen Retaxationen.

In Sachen Retaxierungen könnten E-Rezepte einen „wunderbaren Beitrag“ leisten, ist Hennrich überzeugt. Er stellt sich vor, dass Ärzte Rezepte nur ausstellen können, wenn alle Vorgaben erfüllt und alle Felder bearbeitet sind. Die Verantwortung würde von den Apothekern auf die Ärzteschaft verlagert. Das Problem Retaxationen – „von dem ich den Eindruck habe, dass es das wichtigste Thema für die Apotheker ist“ – sollte aus seiner Sicht stärker in den Vordergrund gestellt werden: „Das E-Rezept kann einen Beitrag zur Sicherheit der Apothekerschaft leisten.“

Allerdings sind aus Hennrichs Sicht viele Fragen noch unbeantwortet: Wie soll das E-Rezept aussehen? Soll es über die elektronische Gesundheitskarte abgewickelt werden? Sollen Online-Überweisungen möglich sein, sodass Rezepte direkt vom Arzt an eine Versandapotheke geschickt werden können? „Wir wissen, dass die Apotheker da eine mehr als gesunde Skepsis haben“, räumte Hennrich ein – doch für ihn ist der Gedanke, dass Verordnungen papierlos abgewickelt werden, alles andere als abwegig.

Der Politiker betont aber auch, dass die offenen Fragen beantwortet werden müssen, bevor das E-Rezept eingeführt wird. Hennrich sieht die elektronische Verordnung nicht am Anfang des Prozesses, sondern als „krönender Abschluss bei der Verschmelzung von E-Health und Arzneimittel“.

Dass eine solche Vernetzung nötig ist, zeigte aus Hennrichs Sicht die Festbetragsanpassung im vergangenen Sommer: Während die Apotheken informiert waren und die neuen Preise hatten, wussten die Ärzte nicht Bescheid und verschrieben wie gehabt. Zahlreiche Patienten beschwerten sich daraufhin bei der Politik über die hohen Kosten. „Da müssen sich die Dinge ändern“, fordert Hennrich.

Das Grundproblem liegt Hennrich zufolge in den Kollektivverträgen. „Früher musste alles im Kollektivvertragssystem laufen. Von dieser Grundidee haben wir uns gut und klug verabschiedet“, findet er. Über Selektivverträge kann seiner Meinung nach viel passieren und „Druck im System“ aufgebaut werden. Die Strategie der Vergangenheit, von oben Druck zu machen, ist aus seiner Sicht gescheitert.

Hennrichs Ansatz ist daher ein anderer: „Ich möchte Ziele definieren, hinter denen ich Viele versammeln kann“, erklärt er. Der Gesetzgeber solle dann den Regulierungsrahmen dafür setzen, dass diese Ziele erreicht werden könnten. Man müsse aufzeigen, wie eine Entwicklung stattfinden könne. Mit dem Argument, Retaxationen zu vermeiden, sei vielleicht auch die Apothekerschaft zu überzeugen.

Professor Dr. Arno Elmer, bis Mitte 2015 Geschäftsführer der Gematik, kann nur schwer nachvollziehen, warum es das E-Rezept in Deutschland – als einem von drei EU-Staaten – noch nicht gibt. „Das ist eine Technik, die es überall auf der Welt schon gibt, und kein Rocket Science“, sagte er. Anders als Hennrich sieht er das E-Rezept nicht am Ende des Prozesses, sondern als wichtigsten Daten-Zulieferer.

Elmer stellte eine Diskrepanz zwischen dem sicheren Weg der Gematik und bereits am Markt verfügbaren, smarten Lösungen dar. Aber er hat Hoffnung: „Vom Innovationsfonds verspreche ich mir einen Schub in Richtung smarter Lösungen“, sagte er. Die Förderung könnte dafür sorgen, dass internationale Lösungen – etwa zum E-Rezept – auch in Deutschland eingeführt würden. Elmer verspricht sich vom E-Rezept nicht nur Vorteile für die Patienten, sondern auch für die Apotheker. Schließlich könnten sie auf diese Weise auch Diagnose-Daten erhalten – aus seiner Sicht die essentielle Basis für Systeme zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS).

Bei der Umsetzung sieht Elmer allerdings auch weiterhin Schwierigkeiten. Schließlich seien die Sicherheitsstandards zum Teil vor 15 Jahren entwickelt worden. An Smartphones oder das Verschicken von Gigabytes sei damals noch nicht gedacht worden. „Da kann keiner was dafür – schließlich war es damals State of the Art“, betont er. Aber nun müsse man über andere Wege nachdenken. Auch Elmer setzt dabei auf den Innovationsfonds.

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