Oberhänsli: Höchste Zeit für E-Health Franziska Gerhardt, 23.05.2014 14:50 Uhr
Das Papierrezept ist nach wie vor der größte Hemmschuh für Versandapotheken, um im Rx-Bereich Fuß zu fassen. Doch seit das Wachstum abflacht, ist das Segment der verschreibungspflichtigen Medikamente der große Hoffnungsträger. Einige Spezialversender machen vor, wie man mit speziellen Leistungen Chroniker überzeugen kann. Für die großen Versender wären E-Rezepte der beste Weg zum Kunden.
„Es ist höchste Zeit, dass E-Health in die Arzneimitteldistribution Einzug hält“, sagte Walter Oberhänsli, Chef von Zur Rose, beim Kongress des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA). Der Arzneimittelversand könne dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Er persönlich sei davon überzeugt, dass das auch gelingen werde, so Oberhänsli.
Als sinnvolle E-Health-Anwendungen nannte Oberhänsli unter anderem das E-Rezept, das es in der Schweiz seit mehr als zehn Jahren gibt und auf dem das Geschäftsmodell von Zur Rose in weiten Teilen fußt: Wo Mediziner nicht selbst dispensieren dürfen, werden die Verordnungen direkt aus der Praxis an die ärzteeigene Versandapotheke geschickt.
Laut Oberhänsli hat sich das E-Rezept bewährt: Rund 500.000 elektronische Verordnungen würden pro Jahr ausgestellt, der Zusatznutzen liege in einer automatischen Interaktionskontrolle, in der Darstellung der Patientenhistorie sowie in der Generika-Abfrage.
All das könne helfen, Fehler zu vermeiden: So gingen im schweizerischen Gesundheitssystem rund 7 Prozent der Krankenhauseinweisungen auf Verschreibungsfehler oder auf unerwünschte Wechselwirkungen zurück. Zudem würde etwa jedem vierten Patienten über 65 Jahren mindestens ein ungeeignetes Arzneimittel aus der Priscus-Liste verordnet, also ein potenziell inadäquates Mittel für einen älteren Menschen. Davon sind vor allem Frauen betroffen, denen allerdings auch insgesamt deutlich mehr Medikamente als Männern verordnet werden.
In Deutschland sei zur Einführung eines elektronischen Rezepts allerdings eine Gesetzesänderung nötig, sagte Oberhänsli. Eine andere für Deutschland sinnvolle Idee aus dem E-Health-Bereich sei eine elektronische Signatur, die die Abwicklung eines Rezeptes mittels eines QR-Codes möglich mache.
Insgesamt sei die Situation des Versandhandels in seinem Land gut, bereits drei Viertel der Schweizer hätten schon einmal Medikamente im Versandhandel eingekauft. Chancen lägen vor allem im Rx-Versand. Auch der allgemeine Trend zum E-Commerce nehme rasant zu: „Vorhersagen gehen davon aus, dass 2020 jeder zweite Euro für Bücher online ausgegeben werden wird“, so Oberhänsli.