Vergütung

Gröhe: Apotheker sind nicht vom Schlitten gefallen

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Köln -

Bei der Einführung des Medikationsplans fühlten sich die Apotheker übergangen: Sie dürfen die Pläne nicht selbst ausstellen, sondern nur ergänzen und werden dafür auch nicht vergütet. Doch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) versprach den Pharmazeuten, dass auch sie ein Honorar erhalten werden, wenn der Medikationsplan digital verfügbar ist.

Bei der Veranstaltung „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ in Köln sagte Gröhe mit Blick auf den Medikationsplan: „Die Apotheker sind nicht vom Schlitten gefallen. Das Problem ist: Viele denken immer, der Schlitten ist gleich die Vergütung.“ In dem Moment, in dem die elektronische Pflege des Medikationsplans möglich sei, „werden wird auch über Vergütung sprechen“, versprach der Minister.

Der Minister äußerte in der Debatte aber auch kritische Töne. Er sei „sehr dafür, vor Dumping-Konkurrenz ohne Beratung schützen“, so Gröhe. Die Beratung sei heute mit dem Apothekenhonorar abgegolten und der Medikationsplan eigentlich eine Erleichterung dieser Beratung. „Das wäre das erste Mal, dass weniger Arbeit besser vergütet wird.“ Die Apotheker müssten sich bei ihrem Honorar fragen, wie viel Spezialisierung sie wollten und wie viel Pauschalisierung, mahnte Gröhe.

Das Schlittenmotiv hatte zuerst Matthias Blum von der Krankenhausgesellschaft NRW ins Spiel gebracht – auch die Kliniken fühlen sich beim Medikationsplan übergangen. Gröhe erklärte, dass er es nicht für sinnvoll hält, Kliniken für einen Papierplan zu vergüten, obwohl diese auf dem Wege der Digitalisierung oft schon weiter seien.

Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR), hatte das aufgegriffen und Gröhe nach der Rolle der Apotheker gefragt. Seine Amtskollegin aus Westfalen-Lippe, Gabriele Overwiening, fügte hinzu, es gehe bei der Schlittenfahrt nicht nur um das Finanzielle, sondern auch die Verantwortung. Aktuell verwalte der Patient den Medikationsplan alleine – oder eben auch nicht. Aus ihrer Sicht müsste der Plan interdisziplinär zusammengestellt werden, damit alle zum Wohle des Patienten auf den „Datenschatz“ zugreifen könnten.

Gröhe erinnerte daran, dass die Industrie noch nicht so weit sei, den Medikationsplan komplett digital anzubieten. Die Apotheker könnten bei kritischen Medikamenten aber schon heute die Gelegenheit nutzen und ihre Patienten aktiv nach einem Plan fragen. In der Praxis funktioniere das auch bereits.

Bei der Veranstaltung unter der Schirmherrschaft der CDU-Landtagsabgeordneten Serap Güler ging es vor allem um die Chancen und Risiken der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Güler bemerkte, hierzulande würde das Thema eher als „Negativdebatte“ geführt. Daher sei die Gesundheitswirtschaft im Vergleich zu anderen Bereichen noch etwas zurück. Dabei müssten die Chancen vor allem für Chroniker gesehen werden: „Nicht der Patient, sondern seine Daten müssen sich für ihn auf den Weg machen“. Beim Thema Datensicherheit sei Transparenz sehr wichtig, sagte Güler – auch mit Blick auf die zahllosen Gesundheitsapps, die im Markt verfügbar seien.

Gröhe bemerkte ebenfalls, dass IT oft einen kalten Klang für die Menschen habe. „Es kommt immer darauf an, wie man es macht.“ Digitalisierung könne mehr oder weniger Datenschutz bringen und mehr oder weniger persönliche Nähe zum Patienten. Daten aus Sicherheitsbedenken gar nicht zu erheben, kann sich Gröhe zufolge auch negativ auf den Patienten auswirken. Der Minister schilderte einen konkreten Fall einer Frau mit einer sehr seltenen Krebserkrankung, der nur geholfen werden konnte, weil Kliniken weltweit vernetzt waren. „Die Datennichterhebung muss ersetzt werden durch Datensouveränität“, so Gröhe.

Auch Gröhe wäre bei der Vernetzung gerne schon weiter. Doch die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) mit allen Funktionen und Vernetzung von 70 Millionen gesetzlich Versicherten sei eine der größten IT-Herausforderungen der Welt. Wenn das System irgendwann läuft, kann es Gröhe zufolge aber sogar „zum Exportschlager“ werden. Das Ziel sei es, die vielen wachsenden IT-Lösungen zu verbinden.

Eine von diesen Insellösungen als „Flucht nach vorn“ entwickelt hat auch Apotheker Erik Tenberken, Inhaber der Birken-Apotheke in Köln. Er hat eine eigene App, um den Kunden zu kommunizieren. Eine Beratung sei optimal nur im persönlichen Gespräch möglich, aber der Patient müsse auch über sein Smartphone außerhalb der Öffnungszeiten die Möglichkeit haben, Kontakt zu seiner Apotheke aufzunehmen.

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