Verdi sauer auf Sanicare-Chef APOTHEKE ADHOC, 28.08.2007 20:27 Uhr
Die jüngste "Report"-Sendung aus Mainz hat ein neues Licht auf den erfolgreichen Apotheken-Unternehmer Johannes Mönter geworfen. Der Pharmazeut aus Niedersachsen, der regelmäßig vom Erfolg seiner Geschäftspolitik schwärmt, kam im Fernsehbeitrag alles andere als gut weg. Nach Recherchen des TV-Magazins kommen so genannte "Null-Euro-Jobber", also Harz-IV-Empfänger, die zur Annahme unbezahlter Praktika verpflichtet werden, auch bei Johannes Mönter gerne unter.
So habe eine junge Frau vorher bei der Bank gearbeitet und nehme nun Bestellungen an. Ob im Call-Center der nach eigenem Bekunden größten deutschen Versandapotheke, im Lager oder beim Versand - überall arbeiten bei Sanicare laut "Report" Hartz-IV-Praktikanten. 125 seien es seit November vergangenen Jahres bereits gewesen, weiß die Frau zu berichten. Zitat: "Ich habe eine gute Woche gebraucht, bis ich so voll drin war in dieser ganzen Materie, bis ich also wusste wie, wo, was ablief. Und danach war ich also voll einsetzbar."
Mittlerweile habe sie zwar einen Einjahresvertrag, aber dafür habe sie zuvor drei Monate auf Hartz-IV-Niveau arbeiten müssen. Der Profiteur saß in einem Büro, nicht weit entfernt von denen, die für einen im Vergleich zu manch anderem Sanicare-Mitarbeiter regelrechten Hungerlohn eine Arbeit bewältigen, die auch von Beginn an von fest angestellten Kräften hätte erledigt werden können. "Eine Arbeitskraft zum Nulltarif. Der Betrieb zahlte nichts. Für insgesamt 125 Praktikanten. Lukrativ - für den Chef", hieß es in dem Beitrag. Für den Lebensunterhalt komme in dieser Zeit der Steuerzahler auf.
Johannes Mönter steht zu dem Modell: "Für uns ist es sicherlich ein Gewinn, dass wir Mitarbeiter haben, die wir qualifizieren können, bevor wir anfangen müssen, selber zu bezahlen." Dieser Gewinn sei gesponsert vom Arbeitsamt, meinen die Fernsehmacher. Weniger als zwei Drittel der Praktikanten hätten hinterher einen der befristeten Jobs bekommen.
Während sich Bundesarbeitsminister und Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) nicht zu den Vorgängen in diesem und anderen Fällen äußern wollte, ließ Gewerkschaftsboss Frank Bsirske (verdi) seinem Unmut freien Lauf: "Ich empfinde das als absoluten Skandal. Weil ja hier Menschen im Grunde gezwungen werden zu Armutslöhnen zu arbeiten. Und reguläre Arbeitsplätze systematisch ersetzt werden durch Billigst- und Dumpingarbeitsplätze. In einer offensichtlich rechtswidrigen Praxis."