Proteste gegen Light-Filialen

Verbandschef: Lauterbach will DDR-Zustände

, Uhr
Berlin -

Zum Protestauftakt in Hannover meldet sich auch der Apothekerverband Rheinland-Pfalz zu Wort. Der Vorsitzende Andreas Hott unterstreicht die Forderung nach einer Honorarerhöhung – und warnt mit deutlichen Worten vor einer Verwässerung der Versorgung durch Light-Filialen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wolle Scheinapotheken ohne Labor, ohne Rezepturherstellung, ohne Notdienst und ohne Apotheker/innen durchdrücken, so Hott. „Das sind letztlich Leistungskürzungen zu Lasten der Patientinnen und Patienten durch Arzneimittelausgabestellen, wie es sie in der DDR gab.“

Durch Lieferengpässe, Personalmangel und eine quasi auf dem Niveau von 2004 eingefrorene Vergütung sei die Lage der Apotheken seit Jahren angespannt, so Hott. „Die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten gerät durch immer stärker werdenden wirtschaftlichen Druck auf die Apotheken mehr und mehr in Gefahr, so dass die Apothekenzahl inzwischen auf einem historischen Tiefstand ist.“

Seit Jahresanfang hätten 25 Apotheken in Rheinland-Pfalz für immer geschlossen; im gleichen Zeitraum gab es nur eine Neueröffnung. „Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, die Apotheken zu stärken – das ist bislang ein leeres Versprechen.“

Vier Busse nach Dortmund

Daher wird sich Rheinland-Pfalz in der kommenden Woche an den Protestaktionen beteiligen. Am 15. November bleiben die Apotheken geschlossen, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland werde man zur Kundgebung nach Dortmund fahren. Der Apothekerverband hat Busfahrten ab Trier, Kaiserslautern, Mainz und Koblenz organisiert. Auch die Fachschaft Pharmazie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (JGU) beteiligt sich an der Aktion.

Die Kundgebung findet 12 Uhr im Park der Partnerstädte statt; im Anschluss startet ein Protestmarsch durch die Stadt. Die Details werden derzeit noch mit der Polizei abgestimmt; geplant ist eine Route zu den Westfalenhallen. Geplantes Ende der Veranstaltung ist spätestens gegen 15.45 Uhr.

Zerstörerische Deregulierung

Auch Kammer und Verband in Nordrhein haben eine klare Meinung zu Lauterbachs Plänen, die sie am kommenden Mittwoch auf die Straße bringen wollen: „Wir werden deutlich machen, wie wenig wir von den nicht zu Ende gedachten Plänen des Ministers halten“, kündigen Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann und Verbandschef Thomas Preis an. „Manch ein Vorschlag mag sinnvoll klingen – wer sich aber mit den Details beschäftigt, wird schnell erkennen, dass das Gegenteil der Fall ist. Denn wenn das kommt, was Herr Lauterbach sich vorstellt, kommt es zu Leistungskürzungen und noch mehr Schließungen.“

Durch Lieferengpässe, stark steigende Personalkosten, Inflation und Fachkräftemangel habe sich die wirtschaftliche Lage der Apotheken in den vergangenen 24 Monaten erheblich verschlechtert. „Eine zusätzliche, von Bundesgesundheitsminister Lauterbach im Februar vorangetriebene, Honorarkürzung hat mit dazu beigetragen, dass sich Apothekenschließungen auf einem Rekordniveau bewegen und die Zahl der Apotheken einen historischen Tiefstand erreicht hat. In Nordrhein müssen wir leider davon ausgehen, dass wir Ende des Jahres sogar nur noch unter 2000 Apotheken haben.“ Vor zehn Jahren seien es noch mehr als 2400 gewesen. Die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten sei dadurch massiv gefährdet.

Mit ihren Protesten fordere die Apothekerschaft die Bundesregierung auf, dringend das Honorar zukunftsgerecht anzupassen und die Apotheken solide zu finanzieren, statt bewährte Strukturen in Frage zu stellen und eine zerstörerische Deregulierung in Richtung von Leistungskürzungen und einem Zwei-Klassen-Apothekensystem vorzuschlagen, so Hofmann und Preis.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Verzögerungen wegen „KOB light“?
ePA: Die Angst vor Abmahnungen
Bei kaum längeren Fahrzeiten
Bessere Schlaganfallversorgung möglich
Mehr aus Ressort
294 Euro für alle – mit Ausnahmen
Berlin: Eine Stelle für den Kammerbeitrag
Ersatzkassen-Rabattverträge
Antibiotika: 9 von 14 kommen aus Europa

APOTHEKE ADHOC Debatte