Verbände verspotten Report APOTHEKE ADHOC, 23.09.2008 19:03 Uhr
Der Arzneiverordnungs-Report 2008 (AVR) hat bei den Pharmaverbänden einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Gutachter hatten die Pharmaindustrie für den Anstieg der Arzneimittelausgaben im Jahr 2007 um fast 7 Prozent verantwortlich gemacht. Die Pharmaverbände bezweifeln die Grundlage der Berechnungen. Die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände reagierte gelassen.
Die deutlichste Kritik kam vom Branchenverband Pro Generika: „Die deutsche Generikaindustrie hat im Jahr 2007 exakt 3,44 Milliarden Euro mit der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) umgesetzt. Hiervon wollen die Autoren des AVR nach eigener Aussage allein bei zehn Wirkstoffgruppen 3,4 Milliarden - also 98,8 Prozent - des Gesamtumsatzes einsparen. Mit dieser Sternstunde der Arithmetik haben sich die Rechenkünstler des AVR endgültig aus der seriösen Diskussion über die Arzneimittelausgaben der GKV verabschiedet“, so Pro Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt.
Auch Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), bezweifelt den Wert des Reports: „Der AVR mit seinen alljährlichen theoretischen Rechenübungen bringt wieder keine neuen Erkenntnisse. Im Gegenteil, die Autoren versuchen, die altbekannte Preisdebatte bei Arzneimitteln aufzuwärmen.“ Tatsächlich sei der GKV-Arzneimittelpreisindex seit 2001 um rund 10 Prozent insgesamt rückläufig, so Fahrenkamp. Die Erhöhung der Arzneimittelausgaben 2007 bewege sich zudem im Rahmen dessen, was Kassen und Ärzte miteinander vereinbart hatten und spiegele den tatsächlichen Versorgungsbedarf wider.
Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA): „Fakt ist, dass die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen seit Jahren steigen, während die Arzneimittelpreise seit Jahren sinken. Dahinter steht die Tatsache, dass der Bedarf an medikamentöser Therapie steigt.“ Eine vierte Hürde bei der Zulassung neuer Medikamente lehnt Yzer ab. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hatte ein zusätzliches Kontrollelement bei den Arzneimittelausgaben ins Spiel gebracht. „Sie wäre vor allem eine Hürde für Patienten, die auf neue Therapieansätze angewiesen sind“, konterte Yzer.
Laut Arzneiverordnungs-Report waren die Strukturkomponente und die Mehrwertsteuererhöhung 2007 die wichtigsten Ursachen für die Ausgabensteigerung der Kassen waren, erklärte die ABDA und erneuerte ihre Forderung nach einem reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel. Die Apotheken hätten mit der konsequenten Umsetzung der Rabattverträge dazu beigetragen, die Arzneimittelausgaben der Kassen zu dämpfen.