Hindernis für Krisenversorgung

Verbände fordern Aussetzen der Rabattverträge

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Berlin -

Das Gesundheitssystem muss eine Belastungsprobe überstehen. Nicht nur Kliniken und Arztpraxen arbeiten am Anschlag, sondern auch Apotheken. Die haben aber ganz besonders unter den bürokratischen Hürden zu leiden, die ihnen im Wege stehen. Der Apothekerverband Rheinland-Pfalz und die Freie Apothekerschaft fordern deshalb eine Aussetzung der Rabattverträge.

„Für Apotheken gibt es in der Versorgung der Fläche keine Alternative und keinen Ersatz. Zusätzlich brauchen wir Maßnahmen, die gewährleisten, dass wir unsere Patienten so schnell und so unbürokratisch wie möglich versorgen können“, fordert Andreas Hott, Vorsitzender des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz. Um das zu erreichen, schlägt der Verband die zeitlich befristete Außerkraftsetzung von derzeit gültigen Abgaberegelungen bei der Arzneimittelversorgung vor. „Eine Akutversorgung im Pandemiefall wird so unbürokratisch möglich.“

Neben der Außerkraftsetzung der Rabattverträge und der Pflicht zur Abgabe von Importarzneimitteln fordert der Verband darüber hinaus auch „die uneingeschränkte Möglichkeit, nicht verfügbare Arzneimittel ohne wirtschaftliche Hürden gegen baugleiche Medikamente anderer Hersteller auszutauschen“. Derzeit werden die Apotheker demnach oft durch bürokratische Hemmnisse und Wirtschaftlichkeitsgebote gehindert, schnell zu versorgen. „Für die Patienten bedeutet das nicht selten, dass sie mehrfach in die Apotheke kommen müssen, bis das für sie ‚wirtschaftlichste‘ Arzneimittel zur Verfügung steht. Das ist schon aufgrund des derzeitigen Infektionsrisikos nicht sinnvoll“, kritisiert Hott.

Dass auch die Kunden versuchen, auch beim Arzneimittelkauf den Kontakt zu ihren Mitmenschen wenn möglich zu meiden, merken die Apotheker in Rheinland-Pfalz laut Verband auch an anderer Stelle: Die Nachfrage nach dem Botendienst steige nämlich. „Wir arbeiten hier schon jetzt am Limit, denn unsere Botendienste müssen wir bereits nach den Vorgaben des Pandemieplans Rheinland-Pfalz vorhalten. Auch deshalb brauchen wir Regelungen, die es uns ermöglichen, einen Patienten möglichst unverzüglich zu versorgen.“

Noch deutlichere Worte an die Politik findet Reinhard Rokitta, Vorsitzender des Vereins Freie Apothekerschaft. „Die Zeit des Hinhaltens durch die Politik muss nun endlich vorbei sein. Diese ewigen Beteuerungen, dass der durch die Lieferengpässe erhöhte Aufwand der Apotheken vergütet wird, zeigt die Unglaubwürdigkeit der zuständigen Minister. Nichts, aber auch gar nichts passiert!“, kritisiert er. Die Apotheken stünden im Augenblick auch noch unter einem besonderen arbeitstechnischen Druck durch die zusätzliche Beratung der Patienten vor Ort, Desinfektion, Schutzmaßnahmen und dergleichen. Dadurch erhöhe sich die Verweildauer in den Apotheken deutlich und mehr Mitarbeiter würden gebunden.

Wenn in Deutschland wie derzeit in Italien Geschäfte auf Anordnung schließen müssten, würde Apotheken längstmöglich geöffnet bleiben. „Sie während der Gesundheitskrise als bedeutenden Pfeiler der Versorgung zu nutzen, ihnen aber dafür jegliche Mehrvergütung zu verweigern, ist unredlich“, so Rokitta. So werde den Apotheken beispielsweise seit über 15 Jahren eine Anpassung an die Inflationsrate vorenthalten.

Der Aufwand und die Personalkosten, die den Apotheken momentan dadurch entstehen, Alternativen zu den nicht lieferbaren Arzneimitteln zu beschaffen, „stehen in keinem Verhältnis mehr zum Honorar“, so die Freie Apothekerschaft. Die derzeitige Arzneimittelversorgung, die sich ausschließlich am Preis orientiert, müsse deshalb umgehend so geregelt werden, dass die Apotheker ohne überbordende Bürokratie und außerhalb der pekuniären Interessen der Krankenkassen die Patienten mit den vorhandenen notwendigen und teilweise lebenswichtigen Arzneimitteln versorgen können. „Die Bundesregierung muss umgehend handeln und dafür sorgen, dass während der Corona-Pandemie die Rabattverträge der Krankenkassen keine Anwendung finden“, fordert Rokitta deshalb.

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