Laut des Verbands der Ersatzkassen (vdek) sind lange Wartezeiten vor allem auf unnötige Arztbesuche aufgrund fehlender Steuerung im System zurückzuführen. Um das zu lösen, will der Verband ein „Persönliches Ärzteteam“ etablieren, um Ressourcen effizienter zu nutzen und unnötige Arztkontakte zu reduzieren.
„Versicherte berichten zunehmend davon, dass sie auf Facharzttermine zu lange warten müssen oder dass sie als Neupatientinnen und ‑patienten gar nicht erst aufgenommen werden”, erklärt Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek. Ein wesentlicher Grund für lange Wartezeiten sei, dass zu viele Versicherte durch das Gesundheitssystem irrten, ohne an den richtigen Behandlungsort zu kommen. „Es fehlt an verbindlicher Steuerung und Orientierung”, kritisiert Elsner. So suchten 20 Prozent der Versicherten 2022 sechs oder mehr unterschiedliche Arztpraxen auf, zwei Prozent der Versicherten sogar mehr als zehn Praxen.
Reine Hausarztmodelle böten aus Sicht der Ersatzkassen keine hinreichende Lösung, um die Versorgung besser zu steuern. Auswertungen zeigten, dass an solchen Programmen teilnehmende Versicherte weder weniger Facharztbesuche noch weniger stationäre Aufenthalte hätten, so der vdek.
In dem Modell der Ersatzkassen soll jede:r Versicherte ein persönliches Ärzteteam, bestehend aus einer Hausärztin oder einem Hausarzt und bis zu drei grundversorgenden Fachärzt:innen, auswählen. Die Entscheidung für dieses Team soll zunächst für ein Jahr verbindlich sein. Die oder der Versicherte soll Leistungen der Mitglieder des Teams direkt und ohne Überweisung in Anspruch nehmen können.
Darüber hinaus soll eine telemedizinische Ersteinschätzung, unter anderem per Telefon oder App, angeboten werden, die zu einer konkreten Versorgungsempfehlung führt und bei Bedarf direkt eine Videosprechstunde anschließt. So sollen auch Versicherte ohne Hausärztin oder Hausarzt einen festen Anlaufpunkt haben. Der Patientenservice 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) soll in diesem Modell eine deutlich wichtigere Rolle spielen, indem er eine erste Orientierung und telemedizinische Beratung ermöglicht.
Das persönliche Ärzteteam soll für den jeweiligen Versicherten auch die Lotsenfunktion übernehmen. Andere Ärzt:innen sollen nur mit digitaler Überweisung in Anspruch genommen werden. Damit ein zeitnaher Termin gesichert werden kann, sollen Ärzt:innen feste Kontingente in einer Termindatenbank bereitstellen, auf die die Versicherten nur über einen an die Überweisung verknüpften Zugang zugreifen können.
„Wird eine Ärztin oder ein Arzt außerhalb des Arztnetzes ohne Überweisung aufgesucht, erfolgt die Behandlung nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)“, so der Vorschlag der vdek.