Kassen sammeln Zwischenfälle

Meldeportal für Probleme in Apotheken & Co.

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Berlin -

Wenn in Praxen, Apotheken und Kliniken etwas schiefläuft, kann das erhebliche Folgen haben. Um Schwachstellen zu erfassen, soll jetzt eine Meldemöglichkeit für alle dazukommen. Der Ersatzkassenverband vdek hat ein Portal gestartet, bei dem Versicherte schlechte Erfahrungen melden können.

Mit dem neuen Meldeportal „Mehr Patientensicherheit“ sollen kritische Vorfälle und Probleme bei Behandlungen gesammelt und für generelle Verbesserungen der Versorgung ausgewertet werden. So können Patientinnen und Patienten, aber auch deren Angehörige aus einer Liste die Art der medizinischen Einrichtung auswerten, in der ihrer Ansicht nach etwas schief gelaufen ist. Dann können sie schildern, welche Probleme aufgetreten sind, „zum Beispiel falsche Medikation erhalten“.

Wichtig: Das Ganze soll nicht als Pranger dienen, alle Meldungen sollen anonym und ohne Angabe von Namen oder Ort eingegeben werden. Allerdings wollen die Kassen so genaue Schilderungen wie möglich erhalten. Dabei soll angegeben werden, was besonders gut oder besonders schlecht gelaufen ist. Die Angaben sollen anonymisiert und beispielhafte Fälle veröffentlicht werden.

„Die Perspektive der Patientinnen und Patienten ist äußerst wertvoll, um systembedingte Fehlerrisiken systematisch zu erkennen und abzubauen“, sagte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), zum Start des Angebots am Donnerstag in Berlin.

Verbesserung der Patientensicherheit

Solche Berichtssysteme seien bewährt und ein wichtiger Bestandteil des Qualitäts- und Risikomanagements in Gesundheitseinrichtungen, sagte Ulrike Elsner, Vorstandschefin des Ersatzkassenverbands, dem unter anderem die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit angehören. Kaum genutzt würden bisher aber Wissen und Erfahrung von Versicherten und Angehörigen. Dabei seien sie oft die Einzigen, die den kompletten Behandlungsprozess erlebten.

Die Meldungen sollen von Experten der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit analysiert und dann in anonymisierter Form aufbereitet werden – etwa auch mit „Tipps des Monats“ oder einem „Fall des Monats“. Geschäftsführer Marcus Rall sprach von einer Art „Frühwarnsystem“. Es gehe nicht darum, Einzelfälle zu verfolgen, sondern von Einzelfällen für alle zu lernen, auch bevor Schäden eintreten. Im Blick stehen auch positive Beispiele.

Das Portal ist den Angaben zufolge zunächst als Pilotprojekt bis Ende 2025 angelegt und hat ein Budget von rund 300.000 Euro. Gerechnet wird mit 600 Fällen, die bearbeitet werden. Der Patientenbeauftragte Schwartze sagte, das Portal sei kein Ersatz für individuelle Beschwerden. Es biete aber eine Grundlage, dass das gesamte System lernen könne.

Wenn Versicherte Behandlungsfehler vermuten, können sie sich auch bei Gutachtern und Schlichtern der Ärzte und bei den Kassen melden, die dann Gutachten in Auftrag geben.

Gemischte Reaktionen

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) begrüßte das neue Portal. Wichtig sei aber, dass es zu Verbesserungen führe und nicht zu einem „weiteren Meckerkasten oder Pranger“ werde. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, neben vielen Internetbewertungen, dem anonymen Meldesystem der Krankenhäuser und den Anlaufstellen für Behandlungsfehler von Krankenkassen und Ärztekammern sowie den Patientenbeauftragten gebe es nun noch ein neues Portal.

Doch der Mehrwert sei bescheiden. Angesichts von mehr als 17 Millionen Klinikbehandlungen und 650 Millionen Behandlungen bei niedergelassenen Ärzten ließen die geplanten 600 Meldungen kaum Rückschlüsse zu. Ein Härtefallfonds würde Licht ins Dunkel bringen. Versprechungen der Koalition dazu seien aber in der Versenkung verschwunden.

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