Unwort 2016: Kabinenhonorar rückt nach APOTHEKE ADHOC, 16.12.2016 14:41 Uhr
2016 war ein wildes Jahr für die Apotheken. Vor allem der EuGH, der an der Preisbindung rüttelt, zählte zu den großen Aufregern. Es gab aber noch einige andere. Ein Bonmot von Professor Dr. Karl Lauterbach hat es verspätet noch auf die Liste geschafft. Wie in jedem Jahr suchen wir das „Unwort des Jahres“. Jetzt abstimmen!
Doppeldefektbeleg
Lieferengpässe verursachen in den Apotheken viel Ärger und Arbeit. Wenn der Hersteller seinen Engpass nicht selbst bestätigt, verlangt die AOK Rheinland/Hamburg Belege von zwei verschiedenen Großhändlern.
Schattenretaxation
Um ihre Doppeldefektbelege mit Nachdruck durchzusetzen, hatte die AOK Rheinland/Hamburg zur Warnung Retaxationen zu vermeintlich nicht belegten Defekten ausgesprochen, diese aber nicht umgesetzt.
Karabinerhaken
Die Reaktion der ABDA auf das EuGH-Urteil zu Rx-Boni ließ viele Apotheker etwas ratlos zurück. Die Anzeigenkampagne mit dem Motiv des Karabinerhakens und dem Aufruf „Sichern.“ konnte nicht überzeugen.
Kabinenhonorar
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will den Rx-Versandhandel verbieten. SPD-Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach hält das für eine schlechte Idee. Er will die Apotheker über eine Honorarreform gegenüber ausländischen Versandapotheken stärken. Wer eine Beratungskabine anbietet, soll mehr Geld erhalten.
Retax-Deal
Nach jahrelangem Streit haben sich Apotheker und Kassen auf neue Regeln für Retaxationen geeinigt. Zwar werden mit dem Retax-Deal vollkommen absurde Form-Retaxationen abgeschafft, eine nachträgliche Heilung ist aber weiterhin nur eingeschränkt möglich.
Warenverkehrsfreiheit
Eigentlich eine gute Sache, die der EuGH in seinem Urteil zu Rx-Boni jedoch über den Willen des Gesetzgebers gestellt hat, wie dieser die Gesundheitsversorgung sicherstellen will.
Notifizierungsverfahren
Selbst wenn sich der Gesetzgeber als Reaktion auf das EuGH-Urteil zu einem Rx-Versandverbot durchringt, wird dieses von der EU erneut ausgebremst. Das Gesetz muss in Brüssel notifiziert werden.
Männergrippe
Dass viele Männer nicht die besten Patienten sind, ist eine Volksweisheit. In diesem Jahr musste das „starke Geschlecht“ aber besonders viel Hohn und Spott über sich ergehen lassen.
Großhandelsrazzia
Vielen Apotheken kommen die Großhandelskonditionen sehr ähnlich vor. Den Wettbewerbshütern auch. Alle paar Jahre wieder stattet das Bundeskartellamt den Großhändlern einen Besuch ab. Ausgang ungewiss.
Notdienstverweigerer
Ein großer Aufreger um ein paar Minuten. Hatte die Apotheke noch Notdienst oder war schon der Kollege dran?
Jubiläums-Bevorratung
Der Hersteller Frei Öl überraschte die Apotheken mit einer Lieferung der goldenen Jubiläumspackung. Über Geschmack lässt sich streiten. Definitiv nicht gelungen war, dass der Hinweis auf die Folgebestellung eines Displays und Ware nur im Kleingedruckten stand.
Kapselrezepturtest
Rezepturtests sind selten vergnügenssteuerpflichtig. In Brandenburg testete das Amt in diesem Jahr erstmals die Herstellung von Kapseln. Eine Apothekerin kam lieber sonntags, um das Ganze in Ruhe machen zu können. Hat sich gelohnt: Bestanden – mit kleinem Schönheitsfehler!
Apothekenpreise
Als der EuGH-Urteil das Boni-Verbot für ausländische Versandapotheken für unzulässig erklärt hatte, war wieder viel von den angeblichen „Apothekenpreisen“ zu lesen, die jetzt „endlich“ fallen würden.
Plausibilitätsprüfung
Die Rezeptur ist noch aufwändiger geworden, seitdem jede Verordnung auf Plausibilität geprüft und alles dokumentiert werden muss. Eine Apotheke musste sogar vor Gericht durchsetzen, dass die Kundin nicht auch noch mitreden darf.
Up-Coding
Die Kassen sind bei der Mitgliederwerbung nicht zimperlich. Doch auch der Bestand an Versicherten lässt sich „tunen“, um möglichst viel Geld aus dem Gesundheitsfonds zu bekommen.
aktivistische Investoren
Für Stada war es ein besonders turbulentes Jahr. Verkaufsgerüchte, Retzlaffs Abgang und ein aktivistischer Investor, der für eine turbulente Hauptversammlung sorgte.
Zyto-Müll
2016 stand auch die Versorgung mit Zytostatika im öffentlichen Interesse. Zunächst schaltete das Bundessozialgericht (BSG) exklusive Rabattverträge scharf, die jetzt von der Bundesregierung wieder verboten werden sollen. Und Skandale um „Zyto-Müll“ gab es auch.
Phyto-Generikum
Tebonin, Umckaloabo, Sinupret: Etablierte Phyto-Marken bekommen es mit Konkurrenz seitens der Generikahersteller zu tun. Die meisten Apotheker sehen die Nachahmer skeptisch.