„Wer ein Herz für seine Kunden hat, macht am 14. Juni auf“

Unverständnis für Protest – Apotheker kontert SWR-Reporter

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Berlin -

Dass die Apotheken am 14. Juni streiken wollen, ist in der Öffentlichkeit angekommen: Zahlreiche lokale und überregionale Medien berichteten bereits. Auch eine erste kritische Stimme gibt es bereits: Im SWR beklagte sich ein Autor über die „armen, reichen Apotheken“. Murat Baskur, Inhaber der Apotheke im Seerheincenter in Konstanz, schrieb den Journalisten direkt an und klärte ihn über einige Missverständnisse auf.

„Sollte ‚meine‘ Apotheke am sogenannten Aktionstag geschlossen bleiben, hätte ich dafür kein Verständnis“, schrieb der SWR-Kommentator Martin Rupps in seinem Meinungsbeitrag zum Protesttag. Denn aus seiner Sicht würde ein Streiktag die Falschen treffen: „Natürlich, die Lieferprobleme bei Medikamenten nerven. In vielen Fällen erinnert eine Apotheke gerade an eine Tankstelle, der das Benzin ausgegangen ist. Das sorgt für weniger Umsatz und schafft Frust bei Mitarbeitenden und Kunden. Allerdings tragen die Kunden keine Schuld an dem Mangel. Und die Politik nur indirekt.“

Auch für die Klage über starre Rx-Honorare habe er kein Verständnis: „Ein Tankstellen-Pächter verdient schon lange nicht mehr nur am Benzin, sondern an Süßwaren und Zigaretten“, bleibt Rupps bei seinem Beispiel. „Auch die Apothekerin nimmt das Kerngeschäft mit, macht aber auch anderswo Profit. Darf es vielleicht noch ein happig teures Mundwasser sein, dessen medizinische Wirkung von keiner klinischen Studie bewiesen wurde? Oder ein frei verkäufliches Schmerzmittel, das es in anderen Ländern zum halben Preis gibt?“

Sein bitterböses Fazit: „Die Apotheken zählten zu den Pandemiegewinnern. An den Corona-Masken zum Beispiel haben sie unverschämt gut verdient.“ Deshalb: „Wer ein Herz für seine Kunden hat, macht am 14. Juni auf.“

Den Apotheken etwas voraus

Baskur schrieb Rupps direkt an: „Haben Sie in den letzten zehn Jahren eine Gehaltserhöhung bekommen? Ohne Ihnen zu nah treten zu möchten, behaupte ich, dass die Antwort auf diese Frage ‚ja‘ lautet.“ In dem Fall habe er den Apotheken etwas voraus. „Denn die letzte Honorarerhöhung auf verschreibungspflichtige Arzneimittel ist genau zehn Jahre her.“ In dieser Zeit seien die Kosten für Personal, Mieten, Energie und weiteres um ein Vielfaches gestiegen.

Für die seit Jahren nicht erhöhte Vergütung müssten die Apotheken aber immer mehr Arbeit leisten, um die Patienten versorgen zu dürfen. „Nicht zuletzt sei der immense Aufwand erwähnt, der durch die Nichtlieferbarkeiten und die immer mehr werdende Bürokratie entsteht.“

Die erwähnten Mundspülungen und Schmerztabletten machten etwa 20 Prozent des Umsatzes aus, Preiserhöhungen seien daher „bei weitem nicht ausreichend, um unsere Kosten zu decken“. Und was die Pandemie angeht, so habe man die von der Politik zugewiesenen zusätzlichen Aufgaben unter schwierigsten Bedingungen „hervorragend und sehr schnell gemeistert“. Baskur: „Wir leben in einer Marktwirtschaft, in der Leistung belohnt wird beziehungsweise belohnt werden sollte. Und genau das ist zumindest kurzfristig geschehen.“

„Ist uns Gesundheit nichts mehr wert?“

Das böse Erwachen kam laut Baskur, als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach Antritt nichts Besseres eingefallen sei als die Vergütung der Apotheken für dieses und nächste Jahr zu kürzen mit der Begründung, es seien Effizienzreserven vorhanden. „Nein, diese sind NICHT vorhanden. Oder wie erklären Sie sich das immer schneller werdende Apothekensterben? Es wird nicht mehr lange dauern und die Versorgungssituation auf dem Land wird sich spürbar verschlechtern. Dann gibt es halt keinen Notdienst mehr, der nachts fiebernde Kinder versorgt.Und tagsüber ist die nächste Apotheke erst in 40 km
Entfernung erreichbar. Wollen wir eine solche Situation in Deutschland? Ist uns Gesundheit nichts mehr wert?“

Leider sehe man keine Alternative, als am 14. Juni zu protestieren: „Denn wir werden von der Politik nicht gesehen und gehört.“ Und zum Schluss lädt Baskur den Journalisten ein in seine Apotheken – „um Ihnen ein wenig zeigen zu können, mit welchen Problemen wir tagtäglich konfrontiert sind“.

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