Untreue-Skandal bei Parkinson-Vereinigung Patrick Hollstein, 25.08.2023 15:48 Uhr
Dass die deutsche Rx-Preisbindung für ausländische Versender nicht gilt, dafür trägt die Deutsche Parkingson Vereinigung (DPV) eine Mitverantwortung. Denn deren Kooperation mit DocMorris war Auslöser für das Gerichtsverfahren, das am Ende vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) kam. Jetzt steht der Patientenverein selbst in den Schlagzeilen: Der ehemalige Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff soll über Jahre hinweg Gelder in Millionenhöhe veruntreut haben, berichten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung.
Die DPV ist eine der größten Selbsthilfeorganisationen in Deutschland. Die Organisation wirft ihrem ehemaligen Geschäftsführer vor, mehr als 1,8 Millionen Euro gemeinnütziger Gelder veruntreut zu haben. Laut DPV soll Mehrhoff vor allem Geld aus Erbschaften heimlich auf ein Schattenkonto geleitet und dann über Jahre hinweg am Bankschalter oder am Geldautomaten abgehoben haben. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass das Bargeld für die Zwecke der DPV verwendet wurde.
So erklärte es nach Informationen von NDR, WDR und SZ ein mit der Aufarbeitung des Falls beauftragter Rechtsanwalt am Donnerstag auf einer nicht-öffentlichen Versammlung der Parkinson-Vereinigung. Das Rechercheteam konnte auch Belege einsehen, auf die sich der Verdacht der DPV stützt. Der Ex-Geschäftsführer hat auf eine Anfrage bislang nicht reagiert.
Mehrhoff ist seit Juni dieses Jahres in Rente. Die Unregelmäßigkeiten sollen dem neuen DPV-Vorstand aufgefallen sein und wurden durch eine externe Rechtsanwaltskanzlei untersucht. Der DPV-Vorstand erklärte, Strafanzeige stellen zu wollen. Die Staatsanwaltschaft wird den Vorwürfen dann nachgehen müssen.
Seit 2009 gab es eine Kooperation zwischen DocMorris und der DPV: Neben dem normalen Rezeptbonus in Höhe der halben Zuzahlung wurde den DPV-Mitgliedern ein zusätzlicher Rabatt in Höhe von 0,5 Prozent des Warenwertes angeboten. Die Wettbewerbszentrale hatte gegen den mutmaßlichen Verstoß gegen die Preisbindung geklagt und vor dem Landgericht Düsseldorf gewonnen. Doch in zweiter Instanz legte das Oberlandesgericht Düsseldorf den Fall überraschend dem EuGH vor, der im Oktober 2016 ausländische Versandapotheken von den Preisvorschriften freisprach.
Mehrhoff verwahrte sich gegen den Vorwurf, der Patientenverband habe sich von DocMorris vor den Karren spannen lassen. „Nicht wir haben geklagt, wir sind verklagt worden. Und wenn das Bundesgesundheitsministerium dann mit einer ‚Mia-san-Mia-Mentalität‘ vor Gericht auftritt und mangels entsprechender Vorbereitung hinten runterfällt, muss man sich nicht wundern. Wer so einen Streit vom Zaun bricht und keinen Plan B hat, darf sich auch nicht wundern, wenn es schiefgeht“, so der DPV-Geschäftsführer damals gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Die DPV ist ein gemeinnütziger Verein. Er zählt nach eigenen Angaben rund 14.000 Mitglieder und ist damit eine der größten Selbsthilfe-Organisationen in Deutschland.