Thüringen startet Kampagne

„Unsere Pflicht, Widerstand zu leisten“

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Berlin -

Mit einer eigenen Kampagne will der Thüringer Apothekerverband (ThAV) gegen das geplante Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) protestieren. Bereits morgen wird eine Entscheidung hierzu im Bundeskabinett erwartet, in knapp zwei Wochen wird in dem Bundesland, so wie auch in Sachsen, gewählt. Für die Thüringer der passende Zeitpunkt, sich zu wehren.

„Mit der geplanten Reform wird die Vor-Ort-Apotheke strukturell und finanziell ruiniert. Die flächendeckende Arzneimittelversorgung wird bedroht und auch die Arzneimitteltherapiesicherheit massiv gefährdet. Dagegen wehren wir uns“, so Stefan Fink, Vorsitzender des ThAV. „Unsere Postkartenkampagne richtet sich direkt an die politischen Verantwortlichen in Berlin und benötigt natürlich politische Unterstützung hier im Freistaat. Die Botschaft ist klar: Die Apotheken mit Apothekern sind unverzichtbar für die Gesundheitsversorgung in unseren Städten und Gemeinden“, erklärt Fink weiter.

Heute beginnt die Kampagne mit lokalen Informationsständen, der Postkartenaktion und einer Petition. Die Öffentlichkeit soll über die Situation informiert und dazu eingeladen werden, den Erhalt der Vor-Ort-Apotheke aktiv zu unterstützen. Auch Online- und Printmedien sowie Radiospots informieren hierzu. In den Städten Altenburg, Meuselwitz, Erfurt, Gera, Greiz, Weimar, Suhl und Jena werden die Apothekenteams an den Ständen Bürger:innen und Politiker:innen über die zu erwartenden Folgen der Reform aufklären.

„Inhabergeführte Apotheke finanziell und strukturell ruiniert“

„Die Konsequenzen des Reformgesetzes wären katastrophal. Es ist unsere Pflicht, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln darauf hinzuweisen und Widerstand zu leisten“, betont Fink. „Um die Reform zu stoppen, müssen wir der Öffentlichkeit erklären, was diese für jeden einzelnen bedeutet.“

Die bisher hohen Anforderungen an die Qualität der Arzneimittelversorgung würden durch eine Reform, wie aktuell geplant, irreparabel und durchgängig auf ein unverantwortliches Niveau reduziert, Arzneimittel zum Konsumgut degradiert. Das Bundesgesundheitsministerium gehe von einer Verzichtbarkeit der Apotheke und der Approbierten aus, so die Einschätzung des ThAV. Stattdessen bekämen Logistik und Handel eine stärkere Relevanz.

Leiden würde hierunter die Arzneimitteltherapie- und die Patientensicherheit; resultierende Schäden für das Sozialsysteme und die Folgekosten wären nicht absehbar. „Die inhabergeführte Apotheke wird finanziell und strukturell ruiniert, Arbeitsplätze für Apothekerinnen und Apotheker massenhaft vernichtet und das Feld für die Zulassung von Kapitalgesellschaften an Arzneimittelvertriebsstellen bereitet“, so der ThAV.

Petition an neue Regierung gerichtet

Die Petition richtet sich an die dann neu gewählte Landesregierung und läuft bis zum 30. September. Danny Neidel, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT), reichte diese auf der Petitionsplattform des Landtages ein.

Das Thema: „Gesundheitsversorgung in Thüringen sichern. Apotheken retten.“ Bisher hat die gestern gestartete Petition 140 Unterschriften gesammelt. Die Apothekenreform schade dem Gesundheitssystem und das Land Thüringen müsse sich um die Interessen der Bürger:innen bemühen. „Vor diesem Hintergrund wird das Land Thüringen aufgefordert, die Rückkehr zu einer sozialen, auf Ausgleich und am Wohl der Menschen orientierter Gesundheitspolitik einzufordern und sich auch nach der Landtagswahl klar gegen dieses Reformgesetz zu positionieren und in einer möglichen Abstimmung des Bundesrates gegen das Apotheken-Reformgesetz zu stimmen“, heißt es darin.

Zudem solle zur Verbesserung der personellen Situation in der Thüringer Pharmazie die Modernisierung des Instituts für Pharmazie in Jena weiterhin vorangetrieben und abgeschlossen werden. Dazu seien auch Investitionen in das Personal der Universität notwendig.

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