Streit um Apothekertag

„Unsere Forderungen müssen jetzt ganz klar formuliert werden!“

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Berlin -

Kürzlich hat der Abda-Gesamtvorstand den diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) in München abgesagt. Einen virtuellen Ersatz soll es laut Abda-Präsident Friedmann Schmidt nicht geben. Das hält der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein (AVNR), Thomas Preis, für eine Fehlentscheidung: „Ich plädiere für eine Durchführung des Deutschen Apothekertags 2020. Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie-Situation kann und soll dieser selbstverständlich virtuell als Web-Konferenz stattfinden als Digitaler Deutscher Apothekertag.“ Gerade in Krisenzeiten müsse die Berufspolitik aktiv gestaltet werden.

Schmidt begründete die Absage mit der Corona-Lage: Der DAT setze stets auf den intensiven persönlichen Austausch. Dies sei unter den gegebenen Umständen derzeit nicht möglich. Zudem hätten die Heilberufe hier auch eine gewisse Vorbildfunktion. Angesichts der Coronavirus-Pandemie wäre es ein falsches Signal, wenn sich Apotheker zu einer solchen Großveranstaltung träfen, so Schmidt. Es soll auch keinen Ersatz als Internet-Konferenz geben. Allenfalls über kleinere virtuelle Konferenzen zu Einzelthemen denkt die Abda nach.

„Es gibt einige ganz wichtige Gründe, die ganz klar dafürsprechen“, widerspricht Preis: „Der erste und wichtigste: Der Deutsche Apothekertag ist das höchste Gremium der Apothekerschaft in Bezug auf die Artikulation von Forderungen des Berufsstandes gegenüber Politik, Gesetzgeber und Gesellschaft.“ Gerade in diesem außergewöhnlichen Pandemie-Jahr 2020 gebe es eine große Zahl von Forderungen im Berufsstand, „die jetzt ganz klar formuliert werden sollten“. Preis: „Zwischenfazit der Pandemie und eine Betrachtung, was können wir daraus lernen? Welche Erfahrungen haben wir gemacht? Welche Defizite gibt es aufseiten des Gesetzgebers, der Aufsichtsbehörden, der Lieferketten, der Partner im Gesundheitswesen? Aber auch, wo können wir uns verbessern? Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Pandemie für die öffentlichen Apotheken?“

Die nächsten Monate würden wirtschaftlich gesehen für die Apotheken sehr schwierig werden, erwartet Preis. Die Apotheken hätten hohe Kosten für Schutzmaßnahmen zu stemmen: „Teams in den Apotheken schulen und motivieren, Hygiene, Quarantänevermeidung, Botendienst.“ Die Kundenfrequenz in den Apotheken sinke gleichzeitig, „weil das neue Verhalten der Menschen zu weniger Erkrankungen in der Selbstbehandlung führt und Ärzte seltener aufgesucht werden“. Außerdem seien Apotheken in einzelnen Lagen ganz besonders stark durch Umsatzrückgänge betroffen. Der AVNR-Vorsitzende: „Und jetzt kommt auch noch das Thema Mehrwertsteuer Senkung dazu.“

Kein Problem sieht Preis darin, einen virtuellen DAT abzuhalten: „Die Anträge werden ja zu allermeist schon vorab eingereicht. Da macht es keinen Unterschied, ob wir jetzt in einer Pandemie-Situation sind. Die Mitgliedsorganisationen, die ich kenne, sind sehr wohl in der Lage, das auch zu machen. Aufgrund der außergewöhnlichen Situation müssen wir das sogar machen. Der DAT ist ja immer geprägt durch bestimmte Themenschwerpunkte: Ein Themenschwerpunkt müsste ganz bestimmt in diesem Jahr die Coronapandemie sein.“

Diskussion und Beschlussfassung sei auch möglich, so Preis und hat dafür einen Vorschlag parat: „Naturgemäß können nicht einige hundert Delegierte an einem DAT im Netz teilnehmen. Aber pro Mitgliedsorganisationen sollte eine Zahl von 5 entsprechend der in zwei Wochen stattfindenden Abda-Mitgliederversammlung leicht möglich sein.“ Er halte einen digitalen Apothekertag 2020 gerade auch für ein „nicht unwichtiges zukunftsorientiertes Signal an alle Partner im Gesundheitswesen und darüber hinaus“. Preis: „So können doch die Apotheker zeigen, dass sie auch unter veränderten Bedingungen nicht nur sprachfähig, sondern auch handlungs-, diskussions- und entschlussfähig sind.“

Die CSU habe doch auch einen virtuellen Parteitag abgehalten: „Um eine Anleihe bei unseren bayerischen Freunden zu machen, möchte ich das vom ehemaligen Bundespräsident Roman Herzog geprägte bayerische Erfolgsmodell des ‚Laptop und Lederhosen‘ umwandeln in ‚Pharmazie und Digitalisierung‘ gehören zusammen.“ Das Fazit von Preis lautet: „Ein Jahr ohne einen DAT gerade im Krisenjahr Jahr 2020 ist ein verlorenes Jahr für den Berufsstand. Nein, sogar mehr als das: In diesem Jahr nicht berufspolitisch über das höchste Gremium zu agieren, wirft uns in der aktiven Gestaltung unseres Berufsstandes weit zurück. Denn gerade Krisenzeiten sind Zeiten, um die Zukunft aktiv zu gestalten. Denn die kommt und wartet nicht auf uns. Je eher wir sie vorausschauend mitgestalten, um so zukunftsfähiger und krisenfester sind die Perspektiven des Berufsstandes. Das sind wir unseren Mitarbeitern und ganz besonders auch unserem pharmazeutischen Nachwuchs schuldig!“

 

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