Das Apothekenreformgesetz (ApoRG) sorgt in der Apothekerschaft weiter für Unmut. Für viele Pharmazeut:innen hat es daher oberste Priorität, sich gemeinsam zu organisieren, um ein Inkrafttreten zu verhindern. Diesen Zusammenschluss halten auch insgesamt 22 Apotheken aus Ingolstadt und Region für besonders wichtig. „Über das Apothekensterben in Deutschland muss auch die Ingolstädter Bevölkerung aufgeklärt werden. Damit jeder versteht, was es mit der Apothekenreform auf sich hat“, appellieren die Inhaber:innen.
„Wir wollen aufklären! Wenn unsere Kunden und Patienten immer nur Schlagworte aus der Presse lesen oder hören, können viele damit nichts anfangen“ sind sich die 22 Inhaber:innen einig. Gemeinsam haben sich die Apotheken aus Ingolstadt und Region an die Lokalmedien gewandt. „Die Unterzeichnung fast aller im Notdienstkreis befindlicher Apotheken spricht für sich und kommt einer kleinen Petition gleich“, so Peter Winkler, der für die Leitung und Verwaltung der Oberen Apotheke in Ingolstadt verantwortlich ist. Er bezieht sich dabei auf einen Bericht in der „IN-direkt“: „Wir haben einen Aufklärungstext verfasst, der die Bevölkerung aufklären soll, damit auch jeder versteht, was es mit der Apothekenreform auf sich hat.“
Er selbst ist überrascht, wie wenig publik die prekäre Situation der Apotheken immer noch ist. „Für mich als Ex-Banker und Nicht-Pharmazeut ist es mehr als unverständlich, dass diese Situation seit Jahren existiert“, so Winkler. „Ich sehe es nun als meinen persönlichen Auftrag, für die massiv im Tagesgeschäft eingespannten Pharmazeuten den Standpunkt nach außen verständlich zu machen, darauf hinzuweisen und zu unterstützen.“
Denn viele haben Zukunftssorgen: „Es macht keinen Spaß mehr. Uns geht reihenweise die Luft aus“, sagt Anton Brandl, Inhaber der Oberen Apotheke. Denn eine einfache Rechnung zeigt: „Im Stadtgebiet Ingolstadt gibt es derzeit noch 27 Apotheken für etwa 136.000 Einwohner. Das heißt, dass jede Apotheke im Durchschnitt 5037 Kunden stemmen muss“, so der Inhaber. Dabei werde das Apothekensterben mit der Reform noch gefördert.
Die Ingolstädter Apotheken warnen vor der Zukunft, sollte sich die Reform durchsetzen. „Nicht nur für ein dringendes Medikament, besonders in Notfällen, wie im Nacht- und Notdienst, werden die Menschen längere Fahrtwege zur nächsten Apotheke haben.“ Auch für die persönliche Herstellung von Rezepturen oder die Abgabe von Betäubungsmitteln stünden künftig immer weniger Apotheken zur Verfügung. „Längere Wartezeiten bei Rezepturen sind deshalb vorprogrammiert. Darüber hinaus wird auch eine qualifizierte Beratung in dem bis jetzt gewohntem Maße nicht mehr möglich sein“, erklären die Inhaber:innen.
Dabei sind sich alle einig: „Eine Light-Apotheke wäre der Abrutsch in ein Zwei-Klassen-System mit deutlich schlechterer Versorgung vieler Patienten und Patientinnen.“ Die Reform agiere völlig an den Apotheken und Patient:innen vorbei: „Ich habe deswegen eine Unterschriftenliste gestartet“, so Brandl. „Diese haben fast alle Apotheken unterschrieben. Wir haben somit einen Schulterschluss der Inhaber und Inhaberinnen erreicht, um geballt aufzutreten“, so Brandl. Im Rahmen der Aktion ging schon ein erstes Raunen durch die Bevölkerung. „Viele haben uns Feedback gegeben und gesagt, das hätten sie so alles nicht gewusst“, erklärt Winkler.
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