Leipzig

Pharmazie-Institut am Scheideweg

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Berlin -

Die Zukunft des Leipziger Pharmazie-Instituts liegt weiterhin im Ungewissen. Zumindest ein paar Dinge sind inzwischen allerdings klar: Das Institut soll wie geplant geschlossen werden, es sollen weiterhin Pharmazeuten in Sachsen ausgebildet werden und bis zum Ende des Jahres soll eine Lösung gefunden werden. Heute haben Vertreter der Universität, des Wissenschaftsinstituts und der Apothekerschaft den Problemfall diskutiert.

Das Wissenschaftsministerium arbeite derzeit an einem neuen Hochschulentwicklungsplan, erklärt Dr. Frank Bendas, Geschäftsführer der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK). Darin sollen auch bestimmte Studienrichtungen festgelegt werden, die im Land anzubieten sind – und entsprechend gefördert werden sollen. Dazu solle auch die Pharmazie gehören.

Das Pharmazie-Institut in seiner derzeitigen Form wird es allerdings höchstwahrscheinlich nicht mehr geben. Zwei Optionen stünden derzeit zur Debatte, so Bendas: eine Kooperation mit der Martin-Luther-Universität in Halle oder eine Verlagerung des Instituts von der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie an die Medizinische Fakultät.

Für die SLAK ist besonders wichtig, dass die Pharmazeuten im Freistaat ausgebildet werden. Dort favorisiert man die Neugründung des Instituts an der medizinischen Fakultät. Fachlich gebe es gewisse Berührungspunkte, etwa in Sachen Arzneimittelsicherheit. Das mit der Fakultät eng verbundene Universitätsklinikum hat erst Mitte Juli zusammen mit der Krankenhausapotheke das Zentrum für Arzneimittelsicherheit (ZAMS) gegründet. Dort sollen neue Methoden zur Vermeidung von Medikationsfehlern in der Praxis erprobt und zugleich wissenschaftlich untersucht werden.

Etwas skeptischer ist man bei einer möglichen Kooperation mit Halle. „Das Thema höre ich seit drei Jahren, aber es wurden noch keine Eckpunkte vorgelegt, geschweige denn ein Kooperationsvertrag“, so Bendas. Daher fällt es den Apothekern schwer, sich diese Lösung vorzustellen. „Es kann nicht sein, dass die Studenten dann den halben Tag in der Bahn sitzen“, betont der Kammergeschäftsführer. Eine Kooperation kann aus seiner Sicht nur funktionieren, wenn sie inhaltlich und organisatorisch möglich ist – und die Studenten in Leipzig bleiben können.

Die Universität will sich derzeit nicht zu den „guten, konstruktiven Gesprächen“ äußern, da diese noch andauerten. Da der Hochschulentwicklungsplan bis Ende des Jahres stehen soll, muss Bendas zufolge bis spätestens dann entschieden sein, wie es mit dem Institut weitergehen soll.

Bedauerlich findet Bendas, dass eine dritte Lösung offenbar gar nicht mehr im Gespräch ist: die Aufwertung des Leipziger Instituts. Die SLAK hatte sich in der Vergangenheit wiederholt dafür ausgesprochen, die frei gewordenen Lehrstühle neu zu besetzen und wieder 50 Studienanfänger zu immatrikulieren.

2010 hatten CDU und FDP den Abbau von 1042 Stellen bis zum Jahr 2020 beschlossen. Die Uni Leipzig wollte 21 davon auf das Pharmazie-Institut verteilen, das wäre die Schließung gewesen – zum Wintersemester 2012/2013 sollten keine neuen Pharmaziestudenten immatrikuliert werden.

Die damalige Wissenschaftsministerin Professor Dr. Sabine von Schorlemer (parteilos) hatte für die Schließung plädiert, Sozialministerin Christine Clauß (CDU) ihr Veto eingelegt und damit die Schließung abgewendet. Seitdem wird gestritten. Seit 2013 nimmt die Uni nur noch 36 Studienanfänger auf.

Ein Hoffnungsschimmer für das von der Schließung bedrohte Institut war die Landtagswahl im vergangenen Herbst. Die Koalitionspartner CDU und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, auf den angekündigten Stellenabbau zu verzichten. Die neue Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) hatte Anfang des Jahres betont: „Der Freistaat will dem Bedarf an Apotheker-Nachwuchs Rechnung tragen und die Ausbildung sichern.“

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