Versandhandel

Union will Rx-Versand verbieten

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In der Union wächst der Wunsch, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten. Der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion Wolfgang Zöller (CSU) sagte gegenüber der „Berliner Zeitung“, er werde vorschlagen, „den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln einzuschränken oder ganz zu verbieten. Ich will meine Medikamente nicht zwischen Dosenwurst und Motoröl kaufen“. Seine Position wird Zöller morgen in die Koalition einbringen, wie aus Koalitionskreisen zu vernehmen ist. Vor allem SPD-Politiker müssen offenbar noch überzeugt werden.

Zöllers Kritik richtet sich vor allem gegen die Abgabe von Rx-Medikamenten in Drogeriemärkten, die vom Bundesverwaltungsgericht als rechtmäßig erklärt wurde: „Die Sicherstellung einer ordnungsgemäßen und für den Patienten gefahrlosen Arzneimittelversorgung hat der Staat nicht ohne Grund den Apothekern überlassen.“ Im Gegensatz zu Apothekern könne der Arzneimittelversand nicht ausreichend sicherstellen, dass Medikamente so verpackt, transportiert und ausgeliefert werden, dass ihre Qualität und Wirksamkeit erhalten bleibt. Eine Beratung des Patienten unterbleibe ganz, sagte Zöller der „Berliner Zeitung“.

Bayerns Sozialministerin Christa Stevens hatte am Wochenende beim Bayerischen Apothekertag gesagt: „Qualität, Sicherheit und Patientennähe sind in der Arzneimittelversorgung unverzichtbar. Diese Kernkompetenzen garantieren vor allem die Apothekerinnen und Apotheker.“ Seit der Zulassung des uneingeschränkten Versandhandels habe der Handel mit gefälschten, illegalen, nicht zugelassenen oder falsch dosierten Arzneimitteln deutlich zugenommen, sagte Stevens. „Verbraucher müssen deshalb bei jedem Medikament, das sie nicht in der Apotheke kaufen, achtsam sein.“

Die Gesundheitsministerkonferenz wird laut Stevens bei der Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz mit Arzneimitteln und Medizinprodukten eine Stelle zur Überwachung des Internethandels mit Medikamenten einrichten. „Wenn dies nicht fruchtet, muss der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nochmals sehr kritisch hinterfragt werden“, so die Ministerin.

Dr. Stefan Etgeton vom Verbraucherzentrale Bundesverband hält dagegen nichts von einem Rx-Versandverbot. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten erhalte der Patient normalerweise bereits eine Beratung durch den Arzt. „Ausgerechnet den OTC-Bereich dem Versandhandel zu überlassen, leuchtet mir nicht ein“, sagte Etgeton. Für den Versandhandel sollten aus seiner Sicht europaweite Richtlinien gelten.

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