Krankenversicherung

Union will PKV-Provisionen stutzen dpa/APOTHEKE ADHOC, 27.04.2011 09:13 Uhr

Berlin - 

Die Unionsfraktion will ausufernden Provisionen für private Krankenversicherungen (PKV) einen Riegel vorschieben. Nach Ansicht des CDU-Gesundheitspolitikers Jens Spahn sollte im Zentrum der Beratung das Kunden- und nicht das Maklerinteresse stehen. „Wenn die Versicherer nicht selbst zu einer sinnvollen Regelung kommen, muss die Politik Vorgaben machen“, sagte er bereits vor einigen Tagen. Er favorisierte eine Grenze von maximal zwölf, besser neun Monatsbeiträgen.

Die CDU-Abgeordnete Karin Maag hatte betont: „Wir sprechen im Durchschnitt von rund 100 Millionen Euro Prämien bei den privaten Versicherungen jährlich.“ Bei gut verdienenden Kunden bekämen Makler oft noch drei Monatsbeiträge mehr. In der Bundesregierung wird der Unionsvorstoß derzeit geprüft.

Versicherungsmakler kassieren oft 16 Monatsprämien für einen Abschluss einer privaten Krankenversicherung: „Was wir am Markt sehen, ist stellenweise ruinös“, sagte der Chef der DKV, Clemens Muth, dem Tagesspiegel. Muth kritisierte zudem, dass Makler ihren Kunden oft bald nach einem Abschluss einen Versicherungswechsel nahe legen - und erneut kassieren. „Der forcierte Wechsel gefährdet das Geschäftsmodell der PKV.“ Wechsele der Kunde binnen fünf Jahren, solle der Vertreter einen Teil der Provision zurückzahlen müssen.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hatte im Dezember kritisiert, Provisionen schlügen mit steigenden Prämien zu Buche. Die Prämien waren für viele der 8,9 Millionen Privatversicherten auch Anfang 2011 wieder deutlich gestiegen.

Der PKV-Verband betonte, das Problem erkannt zu haben. Die Branche beteilige sich konstruktiv an Beratungen über gesetzliche Schritte gegen Übertreibungen, sagte ein Sprecher. „Eine verbindliche Regelung durch den PKV-Verband selbst ist objektiv nicht möglich, weil dies gegen das Kartellrecht verstoßen würde.“

Auch die Krankenkassen dringen auf rasche Abhilfe. Vermittler machten „ein dickes Geschäft, wenn sie Leute dazu brächten, der Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung den Rücken zu kehren und in die private Krankenversicherung zu wechseln, so ein Sprecher. In Kassenkreisen hieß es, wünschenswert wäre eine Angleichung der Provisionshöhe an die der gesetzlichen Kassen, wo pro Neukunde Aufwandspauschalen von 76,65 Euro an externe Mitarbeiter und 20 Euro an Kassenangestellte gezahlt werden.

Druck auf die Versichertenprämien kommt bei der PKV auch durch Kostensteigerungen allein im Jahr 2010 von 3,7 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro - gegenüber 3,1 Prozent in der GKV.