Kassenpatienten können ihre Rezepte für viele Medizinprodukte vielleicht bald nicht mehr in allen Apotheken einlösen. Nach einem Vorschlag der Unions-Gesundheitsexperten sollen die Krankenkassen etwa Teststreifen und Verbandmittel in Zukunft ausschreiben. Den Kassen sollen damit jährliche Einsparungen von rund 100 Millionen Euro ermöglicht werden. Als Teil des Deals sollen die Apotheker im Gegenzug ein höheres Fixhonorar erhalten.
Dem Vorschlag der Union zufolge wird die freie Apothekenwahl beim Bezug von verordneten Harn- und Blutteststreifen, Verbandmitteln und Enteraler Ernährung aufgehoben. Die Kassen schließen dann mit ausgewählten Apotheken oder anderen Anbietern selektive Lieferverträge. Je nach Vertragspartner könnten die Produkte in Zukunft auch ohne Beteiligung der Apotheken direkt an den Patienten versendet werden.
Dem Vernehmen nach hatten CDU/CSU darauf gepocht, die Regelung schon mit der AMG-Novelle umzusetzen, um damit eine Erhöhung des Apothekenhonorars zu finanzieren. Die Gesundheitsexperten der Union konnten allerdings weder mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) noch mit der FDP Einigkeit darüber erzielen. Nun strebt die Union an, den Vorschlag nach der Sommerpause in einem anderen Gesetz unterzubringen.
Für Teststreifen gibt es derzeit keine bundesweite Regelung: Zwar hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) mit den Ersatzkassen einen Liefervertrag vereinbart. Zumeist ist die Versorgung mit Teststreifen allerdings über regionale Verträge zwischen den Apothekerverbänden und den jeweiligen Krankenkassen geregelt. Andere Artikel des Diabetikerbedarfs werden dagegen – wie Hilfsmittel und Inkontinenzprodukte – schon heute ausgeschrieben und entsprechend oft von Versendern direkt an Patienten geliefert.
Auch bei den Teststreifen stehen die Versender bereit – und die Kassen lockt das Geld: Um die Ausgaben für Teststreifen zu senken, empfiehlt beispielsweise die AOK Niedersachsen ihren Versicherten, die Produkte unter anderem bei der niederländischen Versandapotheken Vitalsana von DocMorris zu bestellen. Weil Patienten für Teststreifen keine Zuzahlungen leisten müssen, ist das Angebot bislang aber eher unattraktiv.
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