„Rollende Apotheken“ sind Gesprächsangebot Benjamin Rohrer, 26.06.2013 10:18 Uhr
Mit ihrem Wahlprogramm hat die Union die Apotheker geschockt. Um die Versorgung auf dem Land zu sichern, wollen CDU/CSU rollende Apotheken erlauben. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC erklärt Fritz Becker, Chef des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), warum Apotheker eine hochwertigere Versorgung als Apothekenbusse gewährleisten können und wie der DAV mit dem Vorschlag der Union umgehen will.
ADHOC: Herr Becker, Sie haben gute Kontakte in die Union. Wie konnte der Passus zu den „rollenden Apotheken“ ins Wahlprogramm geraten?
BECKER: Aus meiner Sicht ist das Wahlprogramm von CDU/CSU eine Diskussionsgrundlage. Aus dem Kapitel zu den mobilen Apotheken lese ich, dass die Union sich um die flächendeckende Versorgung sorgt. Ich sehe es als Gesprächsangebot an die Apothekerschaft.
ADHOC: Was werden Sie der Union in diesem Gespräch anbieten?
BECKER: Um die Arzneimittelversorgung in abgelegenen Dörfern zu erhalten oder zu verbessern, brauchen wir keine Apothekenbusse. Das können Apotheker leisten, beispielsweise über eine Ausweitung des Botendienstes.
ADHOC: Warum ist der Botendienst besser als der Bus im Dorf?
BECKER: Die Botendienste müssen natürlich von pharmazeutischem Fachpersonal durchgeführt werden. Bei der Abgabe bekommt der Patient von uns immer eine hochwertige Beratung. Und beim Botendienst kommt der Apotheker bis an die Wohnungstür und wartet nicht auf dem Marktplatz. Gerade für ältere oder nicht mobile Menschen ist das sehr wichtig.
ADHOC: Haben Apotheker überhaupt genug Zeit für mehr Botendienste, die nicht vergütet werden?
BECKER: Bei einer Ausweitung des Botendienstes setzen wir uns natürlich auch für eine zusätzliche Vergütung dieser Dienstleistung ein.
ADHOC: Trotzdem bleibt es schwer vorstellbar, dass gerade kleine Landapotheken ganze Landkreise mobil versorgen können...
BECKER: Wir brauchen keine Apothekenbusse. Die Apothekenbetriebsordnung bietet uns genügend Möglichkeiten, die Versorgung auf dem Land zu gewährleisten. Neben dem Botendienst können Apotheker beispielsweise Rezeptsammelstellen betreiben, auch Zweigapotheken sind eine Möglichkeit.
ADHOC: Warum machen Sie das nicht alles schon heute?
BECKER: Im Moment sehe ich die Arzneimittelversorgung auf dem Land nicht in Gefahr. Es wird nicht vorkommen, dass Patienten größere Strecken fahren müssen, um in die nächste Apotheke zu kommen.