Uni Leipzig

Pharmazie gerettet – Apotheker studieren mit Ärzten

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Berlin -

In Leipzig kann auch in Zukunft Pharmazie studiert werden. Nach sechs Jahren des Bangens hat sich die schwarz-rote Koalition entschlossen, die finanziellen Mittel für die Besetzung der erforderlichen Stellen bereit zu stellen. Das Institut soll in die medizinischen Fakultät integriert werden – Ärzte und Apotheker sollen gemeinsam studieren.

Die Einigung sieht vor, dass das Pharmaziestudium mit der Medizinischen Fakultät umgesetzt wird und ein bundesweit einmaliger Modellstudiengang entsteht, der mit dem Staatsexamen abschließt. Die Details müssen die universitären Gremien noch im Detail beschließen, die Absolventen sollen den Bedarf an Apothekern im Freistaat decken.

Die alte Forderung, Medizin und Pharmazie in der Ausbildung zusammenzuführen, habe bundesweit noch nicht verwirklicht werden können, sagte Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD). „Dies wird erstmals an der Universität Leipzig gelingen. Sie wird mit ihrer modellhaften Ausbildung im Fach Pharmazie beispielgebend für andere Regionen in Deutschland sein.“

Die Pharmazie profitiere unmittelbar von den neuesten Erkenntnissen der Medizinforschung. „Wir gehen damit einerseits neue Wege in der Pharmazieausbildung und sichern gleichzeitig den Fachkräftebedarf der sächsischen Apotheken langfristig. Die Universität Leipzig verfügt dafür über die nötige Kompetenz und die erforderlichen Kapazitäten.“

Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) sagte: „Ich freue mich, dass unser Beharren zum Erhalt der Apothekerausbildung in Leipzig am Ende von Erfolg gekrönt worden ist. Die gemeinsame Ausbildung von Apothekern und Ärzten unter dem Dach der medizinischen Fakultät bietet die Chance, auch in der Arzneimitteltherapiesicherheit neue gemeinsame Wege zu gehen.“ Sie verwies auf das „Vorzeigeprojekt ARMIN“, mit dem bereits Maßstäbe in der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern gesetzt worden seien. „Dies kann nun noch stärker in der Ausbildung von Ärzten und Apothekern verankert und auch wissenschaftlich weiterentwickelt werden.“

Professor Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig, versprach: „Wir werden ein innovatives Studienmodell verwirklichen, das absoluten Modellcharakter haben kann und eine noch engere Verschränkung zwischen unseren lebenswissenschaftlichen Bereichen und der Medizinischen Fakultät ermöglicht.“ Sie dankte den beteiligten Ministerien und Abgeordneten dafür, dass man nach langen, konstruktiven Verhandlungen zu dieser Lösung gekommen sei und dass der Freistaat einen beachtlichen finanziellen Beitrag leiste.

Insgesamt sind bis zu drei Millionen Euro pro Jahr nötig. Vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags kommen im kommenden Jahr 1,5 Millionen Euro aus dem sächsischen Haushalt. Diese Summesoll ab 2018 auf jährlich zwei Millionen Euro erhöht werden. Eine weitere Million Euro wird die Universität Leipzig jährlich aus Eigenmitteln aufbringen.
2010 hatten CDU und FDP den Abbau von 1042 Stellen bis zum Jahr 2020 beschlossen. Die Uni Leipzig wollte 21 davon auf das Pharmazie-Institut verteilen, das wäre die Schließung gewesen – zum Wintersemester 2012/2013 sollten keine neuen Pharmaziestudenten immatrikuliert werden. Die damalige Wissenschaftsministerin Professor Dr. Sabine von Schorlemer (parteilos) hatte für die Schließung plädiert, Sozialministerin Christine Clauß (CDU) ihr Veto eingelegt und damit die Schließung abgewendet. Seitdem wird gestritten. Seit 2013 nimmt die Uni nur noch 36 Studienanfänger auf.

Ein Hoffnungsschimmer für das von der Schließung bedrohte Institut war die Landtagswahl im Herbst 2014. Die Koalitionspartner CDU und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, auf den angekündigten Stellenabbau zu verzichten. Die neue Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) hatte Anfang 2015 betont: „Der Freistaat will dem Bedarf an Apotheker-Nachwuchs Rechnung tragen und die Ausbildung sichern.“

Vor einem Jahr zeichnete sich ab, dass das Institut zwar geschlossen wird, dass aber auch künftig in Sachsen ein Pharmaziestudium angeboten wird. Optionen waren eine Kooperation mit der Martin-Luther-Universität in Halle oder eine Verlagerung des Instituts von der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie an die Medizinische Fakultät.

In der Nacht verständigten sich CDU und SPD über die Details für den Doppelhaushalt 2017/2018; heute wurde der Entwurf präsentiert. Das Volumen von rund 37,5 Milliarden Euro liegt etwa 440 Millionen Euro über dem des im Sommer von der Regierung eingebrachten Entwurfs. Die zusätzlichen Mittel sollen vor allem in die Bereiche Bildung und Innere Sicherheit fließen.

Knapp 214 Millionen Euro entfallen auf das sogenannte Lehrerpaket, mit dem der Freistaat die Attraktivität des Lehrerberufs erhöhen und den Personalnotstand abbauen will. Die Unikliniken in Leipzig und Dresden erhalten für Investitionen 50 statt 40 Millionen Euro. Auch für Sportstätten fließt mehr Geld. Während das Pharmazie-Institut in Leipzig erhalten bleibt, wird das Jurastudium in Dresden zugunsten von Leipzig gestrichen.

Eine Botschaft des Haushaltsentwurfs lautet: Der Stellenabbau im Freistaat ist Geschichte. Schulen, Polizei und Justiz erhalten mehr Personal. Auch bei der Landesdirektion bleiben 68 zur Streichung vorgesehene Stellen erhalten. Ursprünglich hatte die Regierung zur Finanzierung des Lehrerpaktes auf die Schuldentilgung verzichten wollen, nun will Sachsen weiter wie bisher 75 Millionen Euro pro Jahr tilgen und die bundesweit zweitniedrigste Pro-Kopf-Verschuldung halten.

Noch ist der Haushalt nicht verabschiedet. Wie viel am Ende umgeschichtet wird und als „Nachschlag“ zusätzlich dazukommt, steht daher noch nicht fest. Das soll unter anderem von der neuen Steuerschätzung abhängig sein. Eine weitere Finanzierungsquelle ist das bislang geplante Asylpaket, für das wegen geringerer Flüchtlingszahlen weniger Geld ausgegeben werden muss als gedacht.

CDU-Fraktionschef Frank Kupfer und sein SPD-Amtskollege Dirk Panter präsentierten sich bei der Vorstellung des Entwurfes im Landtag bestens gelaunt. „Das ist schon etwas Besonderes, einen Haushalt in dieser Höhe gab es bislang nicht“, sagte Kupfer und dankte dem Steuerzahler, der das alles erst möglich mache. Panter sprach vom „inhaltlich besten Haushalt“, den Sachsen jemals hatte.

Der Entwurf für den Doppelhaushalt soll nun im Plenum des Landtags diskutiert werden. Im Dezember will das Parlament darüber abstimmen.

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