Technik vor Versorgung

„Ungeheuerlich“: Ärztin attackiert Lauterbach

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Berlin -

In Berlin tagt heute die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Im Vorfeld machten die Spitzenvertreter noch einmal klar, wie unzufrieden sie immer noch mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sind. Auch weitere Proteste mit den Apotheken könnte es im kommenden Jahr geben.

Nach wie vor ärgern sich die Ärztevertreter darüber, wie wenig Intresse und Wertschätzung ihnen Lauterbach entgegenbringt. „Bei ihm stehen seelenlose Themen wie KI im Vorgrund“, kritisierte Dr. Petra Reis-Berkowicz, Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung. „Gleichzeitig vernachlässigt er diejenigen, die die Grundversorgung leisten. Wir bekommen so viele Knüppel zwischen die Beine geworfen, dass wir unserer Arbeit nur noch aus Liebe zum Beruf nachgehen können. Für einen Gesundheitsminister, der sich auch noch als Kollege bezeichnet, obwohl er nie selbst als Niedergelassener in der Versorgung gearbeitet hat, ist das ungeheuerlich.“

Auch der Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen hält an seiner Kritik an Lauterbach fest. Antwort aus dem Bundeskanzleramt auf den gemeinsamen Brief von Ärzten, Zahnärzten und Apothekern habe man noch nicht erhalten. Vielleicht komme das noch, Olaf Scholz (SPD) habe ja bekanntlich derzeit ganz andere Baustellen. Aber da alle drei Berufsgruppen ähnliche Probleme mit Lauterbach hätten, werde man sich weiter abstimmen und gegebenenfalls weitere gemeinsame Protestaktionen durchführen.

Als ein Beispiel nannten die Ärztevertreter die anstehende verpflichtende Einführung des E-Rezepts. Derzeit müsse sie in ihrer Praxis bei jeder Signatur 20 Sekunden warten und in dieser Zeit belanglose Gespräche mit ihren Patientinnen und Patienten führen, so Reis-Berkowicz. „Das hält enorm auf.“ Hinzu komme, dass für Privatverordnungen, OTC-Empfehlungen oder auch BtM-Rezepte weiterhin zu Stift und Papier gegriffen werden muss.„Das macht uns in der Praxis verrückt.“

Vorstandsvize Dr. Stephan Hofmeister kritisierte ebenfalls, dass das E-Rezept noch nicht optimal funktioniere. „Unter 10 Sekunden Wartezeit geht es nicht.“ Das sei ein ungeheurer Zeitverlust, durch den die Praxen zwei Wochen Arzt-Patienten-Kontakt verlieren. „Hier wird ein Massenprozess langsamer gemacht.“

Lauterbach als Ankündigungsminister

Das Versprechen, die Entbudgetierung als ein weiteres großes Ärgernis abzuschaffen, habe Lauterbach bislang nicht umgesetzt. Insofern bleibe er ein „Ankündigungsminister“. Dabei sei es nicht nur höchste Zeit, sondern auch ganz banal, dieses Vorhaben umzusetzen: Man könnte einfach die zuletzt eingeführte Regelung zu den Kinderärzten kopieren und die Änderung an jedes beliebige Gesetz anhängen.

Und selbst wenn eine entsprechende Regelung wie angekündigt im „Versorgungsgesetz I“ komme – von dem man aber noch nichts gelesen habe – könne es noch dauern. Oft seien in den Entwürfen aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) nämlich so viel zu korrigieren, dass sie drei bis vier Schleifen drehen müssten. Als Beispiel nannte er die Klinikreform.

Reis-Berkowicz fügte noch hinzu, dass Entbudgetierung ohne Steuerung nicht funktioniere und dass man Strukturveränderungen brauche. „Die ambulante Versorgung muss neu organisiert werden.“

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