Umweltschutz

BUND: Kein Plastik-Profit für Apotheken

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Berlin -

Seit vergangenem Donnerstag empfiehlt auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) die Erhebung einer Gebühr auf Plastiktüten in den Apotheken auf freiwilliger Basis. Jetzt kritisieren Umweltverbände die vom DAV unterstützte und vom Handelsverband Deutschland (HDE) mit dem Bundesumweltministerium ausgehandelte Vereinbarung. BUND und Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordern stattdessen eine gesetzliche Abgabe auf Plastiktüten. Mehr noch: Der BUND sieht darin sogar ein neues „Geschäftsmodell“.

Gegenüber APOTHEKE ADHOC kritisierte der BUND die freiwillige Vereinbarung. „Die Einnahmen durch die Abgaben auf Einwegtüten sollten nach unserer Auffassung für Natur- und Umweltschutzprojekte verwendet werden, um somit aus dem Tütenverkauf kein neues 'Geschäftsmodell' zu machen“, sagte ein BUND-Sprecher. Derartiges sei allerdings im Rahmen der bisherigen freiwilligen Vereinbarung wohl nicht vorgesehen, „so dass wir dieser recht kritisch entgegensehen“.

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht die freiwillige Lösung skeptisch: Diese sei „voller Schlupflöcher und ermöglicht die milliardenfache Herausgabe von Plastiktüten auch in Zukunft“, heißt es dort. Mit dem Instrument der „freiwilligen Selbstverpflichtung“ sei die Umweltpolitik in der Vergangenheit ausnahmslos gescheitert.

„Die Schwachpunkte dieses Mal: Weder sieht die Selbstverpflichtung eine konkrete Preisangabe für Plastiktüten vor, noch soll es Sanktionsmaßnahmen geben, wenn sich die Händler nicht daran halten“, so die DUH. Schon jetzt habe sich ein großer Teil der Textilindustrie geweigert und boykottiert die Abgabe. Die DUH fordert deshalb eine einheitliche gesetzliche Abgabe auf Einweg-Plastiktüten in Höhe von 22 Cent pro Stück.

Der Deutsche Handelsverband (HDE) hat dem Bundesumweltministerium im Herbst eine freiwillige Gebühr für Plastiktüten vorgeschlagen. Damit soll eine EU-Richtlinie auf nationaler Ebene rechtlich umgesetzt werden. Bereits im April 2015 hatte die EU festgelegt, dass der Plastiktütenverbrauch gesenkt werden soll. Jeder EU-Bürger soll ab 2020 pro Jahr nur noch maximal 90 Kunststoffbeutel verbrauchen; ab 2026 nur noch 40. Die Regelung bezieht sich auf dünne, leichte Tüten, die häufig auch in Apotheken verwendet werden.

Branchenexperten sehen in der freiwilligen Regelung keinen Anreiz, den Verbrauch von Plastiktüten zu senken. Im Gegenteil: Der Handel könne Plastiktüten zum Stückpreis von circa fünf bis zehn Cent einkaufen. Bei Abgabepreisen von bis zu 20 Cent wie im Lebensmitteleinzelhandel seien die Gewinnspannen erheblich. Bei sechs Milliarden Tüten kämen so rasch dreistellige Millionensummen zusammen. Die freiwillige Vereinbarung könne jetzt als Alibi für weitere Gebühren dienen.

Auf Kritik stößt die freiwillige Regelung auch beim Papiertüten-Hersteller „Tütle“. „Wir sind der Meinung, dass die aktuell geführten politischen Gespräche, die Berichterstattung in zahlreichen Medien und zunehmende Sensibilisierung der Kunden genutzt werden sollten, um komplett auf Plastiktüten zu verzichten“, so Geschäftsführer Daniel Birkhofer. Plastiktüten mit einem Preis zu versehen, werde immer nur zu einer Reduktion, jedoch nie zu einem völligen Verschwinden der Plastiktüte führen.

Als Beleg dafür, dass der Verzicht auf Plastiktüten problemlos möglich ist, verweist Birkhofer auf Apotheken aus seinem Kundenstamm. Apothekerin Kristina Pernutz aus dem Sauerland habe in ihren vier Apotheken das „Tütle“ gegen eine Gebühr von zehn Cent eingeführt. Die Maßnahme sei von den Kunden verstanden und akzeptiert worden. Der Tütenverbrauch ging bereits in den ersten Wochen um etwa die Hälfte zurück.

Daniela Hemminger-Narr habe in ihren beiden Apotheken in Esslingen neben der Papiertüte noch die Baumsparkarte eingeführt. Damit werden Kunden mit einem für sie gepflanzten Baum belohnt, wenn sie zehnmal einkaufen, ohne eine neue Tüte zu benötigen.

Apothekerin Bärbel Reichert-Fehrenbach aus Nagold in Badem-Würtemberg habe ebenfalls das Tütle und die Baumsparkarte eingeführt und spende das eingenommene Geld an einen gemeinnützigen Hospiz-Verein.

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