Porträt

Umstrittener Querdenker APOTHEKE ADHOC, 27.03.2008 19:18 Uhr

Berlin - 

Professor Dr. Gerd Glaeske ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten auf Deutschlands gesundheitspolitischem Parkett. Die einen empfinden den Querdenker als unangenehmen Zeitgenossen, andere wiederum sehen in ihm einen Vordenker für ein besseres Gesundheitswesen. In dieser Woche sorgte Glaeske in seiner Funktion als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesversicherungsamt (BVA) für Aufmerksamkeit. Das sechsköpfige Gremium, das sich mit dem Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen nach der Einführung des Gesundheitsfonds beschäftigte, trat geschlossen zurück.

Mit Vorliebe nimmt der Gesundheitsökonom aus Bremen seit Jahren die Arzneimittelversorgung in Deutschland unter die Lupe. Oft lautet das vernichtende Urteil dann „zu teuer“, „unnütz“ oder gar „gefährlich“. Der Arzneimittelforscher kämpft für mehr Transparenz, Qualität und Effizienz im Arzneimittelmarkt. Er widmet sich nicht nur neuen Versorgungsformen, Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten, sondern auch der Beratungsqualität in der Apotheke.

Glaeske studierte Pharmazie in Hamburg und Aachen und promovierte anschließend in den Fächern Pharmazeutische Chemie, Pharmakologie und Wissenschaftstheorie. Er arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bremer Institut für Sozialmedizin und Präventionsforschung (BIPS) und wurde dort Abteilungsleiter für Arzneimittelepidemiologie. Die wissenschaftliche Laufbahn unterbrach Glaeske 1988, um für elf Jahre bei verschiedenen Krankenkassen zu arbeiten.

Seit 1999 ist Glaeske Professor für Anwendungsforschung am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen und Leiter der Forschungseinheit "Arzneimittelanwendungsforschung". Zudem lehrt er im Studiengang Public Health in Bremen und ist Mitglied im geschäftsführenden Direktorium des Zentrums für Public Health (ZPH).

Im Jahr 2003 wurde Glaeske Mitglied des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen. Der Sachverständigenrat als unabhängiges Beratungsgremium des Gesundheitsministeriums erstellt alle zwei Jahre Gutachten zur Entwicklung der gesundheitlichen Vorsorge in Deutschland. Zudem sollen Entwicklungswege des deutschen Gesundheitswesens aufgezeigt werden.

Der Apotheker, dem aus der eigenen Zunft oft Kritik entgegen schlägt, gibt sich stets Verbraucher-orientiert: Er ist Co-Autor der Bücher "Handbuch Medikamente" (2000) und „Handbuch Selbstmedikation" (2002) der Stiftung Warentest. Auch bei dem Patientenratgeber „Bittere Pillen“ wirkte Glaeske als wissenschaftlicher Berater mit.