Geringe Zufriedenheit mit Impf-Kampagne

Umfrage: Mehrheit für Impfpflicht für Gesundheitsberufe

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Berlin -

Eine mögliche Impfpflicht ist fast seit Beginn der Corona-Pandemie ein kontroverses Thema. Mehrmals hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versucht, Bedenken zu zerstreuen, indem er versicherte, dass es keine Impfpflicht geben werde. Eine Umfrage des Meinunsgsforschungsunternehmens Appinio deutet nun in eine andere Richtung: Demnach kann sich die Mehrheit der Menschen in Deutschland eine Impfpflicht vorstellen – wenn auch nur für bestimmte Berufsgruppen.

Die Impfkampagne hat seit dem Frühjahr spürbar an Fahrt aufgenommen. Hing Deutschland zu Beginn weit hinterher, gehört es mittlerweile zu den Ländern mit der höchsten Durchimpfungsrate weltweit. In den Zufriedenheitswerten spiegelt sich das jedoch nicht: Mit 29 Prozent findet weniger als jeder Dritte, dass es gut vorangeht. 19 Prozent finden, dass es definitiv schneller gehen müsste. 40 Prozent gaben an, dass es zwar in Ordnung sei, aber schneller gehen könnte. Zu diesen Ergebnissen kommt eine quotierte, national repräsentative Umfrage von Appinio, die vergangenen Mittwoch erhoben wurde. Am zufriedensten mit dem Verlauf sind dabei ausgerechnet diejenigen, von denen bisher die wenigsten geimpft wurden: die 16- bis 24-Jährigen. 40 Prozent von ihnen gaben an, dass es gut vorangehe, nur 6 Prozent, dass schneller geimpft werden müsste.

Das bisherige Nadelöhr – die Verfügbarkeit von Impfstoff – ist unterdessen keins mehr: Mittlerweile steht er ausreichend zur Verfügung. Als Problem zeichnet sich derzeit eher ab, dass die Nachfrage sowohl in Impfzentren als auch in den Arztpraxen spürbar nachlässt, wie die Gesundheitsminister und -senatoren der Länder am Montag auf der Gesundheitsministerkonferenz feststellten. Ihre Schlussfolgerung daraus: „Bund und Länder werden ihre Bemühungen noch einmal verstärken, um gezielt diejenigen Menschen mit einem Impfangebot zu erreichen, die sich bisher nicht für eine Impfung entschieden haben“, heißt es im gefassten Beschluss. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) werde deshalb die Informationskampagne „Deutschland krempelt die Ärmel hoch“ weiterentwickeln, „um gezielt Bevölkerungsgruppen anzusprechen, die bisher noch kein Impfangebot in Anspruch genommen haben, sowie um die Bedeutung von Zweitimpfungen hervorzuheben“. Auch die Länder würden dementsprechend die Informationskampagne weiter stärken.

Bei der Mehrheit der Menschen in Deutschland dürfte das der Umfrage zufolge auf Zustimmung stoßen. 71 Prozent der Befragten befürworten, dass die Bundes- und Länderregierungen aktiv für das impfen werben, 29 Prozent sind dagegen. Von denen wiederum findet knapp die Hälfte, dass die Menschen dadurch unter Druck gesetzt werden, 41 Prozent finden, dass der Staat medizinische Entscheidungen nicht beeinflussen sollte, 23 halten Impfwerbung für Verschwendung von Steuergeldern und 13 Prozent sind grundsätzlich gegen Corona-Impfungen.

Sollte Werbung nicht helfen, genügend Impfwillige zu finden, muss nach Ansicht vieler Menschen eine Impfpflicht her. Zumindest in bestimmten Bereichen würde das eine Mehrheit befürworten: 65 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen nachvollziehen könnten. Erhebliche Unterschiede zeigen sich jedoch je nach Berufsgruppe: Ganz vorn stehen Bedienstete im Gesundheitssektor, für die sich 86 Prozent eine Impfpflicht vorstellen können. Darauf folgen Lehrer:innen und Erzieher:innen mit 75 Prozent und körpernahe Dienstleistungen wie Friseur:innen mit 66 Prozent. Knapp unter der Mehrheit liegt die Gastronomie mit 48 Prozent. Jeweils 41 Prozent könnten eine Impfpflicht im Hotelgewerbe oder Dienstleistungen mit Menschenkontakt vorstellen. Beim Einzelhandel sind es nur 39 Prozent. Die Zustimmung zu einer generellen Impfpflicht hat Appinio nicht abgefragt.

Breite Zustimmung finden auch Sonderaktionen zur Erhöhung der Impfquote, wie sie derzeit vielerorts angeboten werden: So befürworten 85 Prozent Impfaktionen an Hochschulen, bei denen sich Studierende ohne Termin impfen lassen können, 83 Prozent sprechen sich für mobile Impfteams aus, die beispielsweise in sozial schwachen Vierteln oder in ländlichen Regionen niedrigschwellige Impfangebote machen. Am geringsten ist die Zustimmung zu „Impfungen-to-go“-Konzepten, bei denen sich Menschen beispielsweise in Impfbussen neben Restaurants impfen lassen können. Hier stimmten mit 68 Prozent nur knapp zwei Drittel zu.

Abgefragt wurden auch die Gründe zur Impfverweigerung: 48 Prozent gaben hier an, dass sie Bedenken wegen der Sicherheit der Impfungen – beispielsweise Spätfolgen – hätten. Immerhin hat dieser Anteil leicht abgenommen, im Mai lag er noch bei 55 Prozent. 20 Prozent gaben an, sie seien nicht überzeugt von der Wirksamkeit, 18 Prozent wiederum, dass sie sich generell nur ungern impfen lassen. Nur 2 Prozent gaben an, dass Bedenken wegen des Arztbesuchs hätten. Mit 9 Prozent gab jeder zehnte Impfverweigerer an, Covid-19 sei nicht ernst zu nehmen.

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