APOTHEKE ADHOC Umfrage

Mehr Praxis im Pharmaziestudium APOTHEKE ADHOC, 02.06.2015 08:45 Uhr

Berlin - 

Praxisnähe oder Wissenschaftlichkeit – die Frage, was ein Studium leisten muss, stellt sich auch im Bereich der Pharmazie. Die Studenten wünschen sich unter anderem mehr Praxisbezug, fühlen sich auf das Praktische Jahr nur unzureichend vorbereitet. Unterstützung bekommen sie in einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC: Mehr als drei Viertel der Teilnehmer teilen die Auffassung, dass Praxis auch ins Hochschulstudium gehört.

Die große Mehrheit, 63 Prozent der Teilnehmer, meint, das Studium müsse unbedingt praxisnäher werden. Derzeit bereite es nicht gut auf die Offizin vor. 14 Prozent finden die Forderung nach mehr Praxisbezug zwar grundsätzlich richtig, sind aber überzeugt, dass es bereits besser geworden sei.

Knapp ein Viertel kann die Forderung nach mehr Praxisnähe allerdings nicht nachvollziehen: 15 Prozent der Teilnehmer meinen, kein Studium bereite auf die Praxis vor. Und 8 Prozent halten Praxisnähe im Studium für „völligen Quatsch“. Auf die Praxis vorzubereiten sei nicht Aufgabe der Universitäten. An der Umfrage nahmen am 28. und 29. Mai 2015 insgesamt 153 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

Die Präsidentin des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), Franziska Möllers, hatte im Interview mit APOTHEKE ADHOC eine Reform des Pharmaziestudiums gefordert. Nachbesserungsbedarf sieht sie zum einen in der Praxisnähe, aber auch bei der wissenschaftlichen Lehrmethodik. Die Studenten wollen konkrete Berufsvorbereitung für die öffentliche Apotheke und mehr wissenschaftliche Inhalte optimal vereinbart wissen – und das Studium dafür um ein Jahr verlängern.

Bereits im vergangenen Jahr wurde beim Deutschen Apothekertag (DAT) in München über die Zukunft des Pharmaziestudiums diskutiert. Dr. Hans Rudolf Diefenbach, der damalige Vizepräsident des Hessischen Apothekerverbands (HAV), hatte mit Blick auf das Medikationsmanagement und betriebswirtschaftliche Sachlagen kritisiert, dass essenzielle Dinge im Studium fehlten.

Aus Sicht von Dr. Hans-Peter Hubmann, dem Vorsitzenden des Bayerischen Apothekerverbands (BAV), hat Betriebswirtschaft im Pharmaziestudium hingegen gar nichts zu suchen. „Per Definition haben wir ein wissenschaftliches Hochschulstudium“, betonte er. Er zeigte sich überzeugt, dass die praktischen Fähigkeiten, wie etwa auch die Kommunikation mit dem Patienten, in der Praxis besser gelehrt werden könnten als an der Universität.

Der damalige BPhD-Präsident David Reiner forderte schon zu jenem Zeitpunkt mehr Praxisnähe – und ein zusätzliches Semester, um lernen zu können. „Wir sehen, dass man mehr und mehr in diese Struktur kommt, dass man den Stoff nicht qualifiziert lernt“, erklärte Reiner damals. Die Studenten bezeichneten das als „Bulimie-Lernen“. Der Antrag des HAV, die Inhalte des Pharmaziestudiums zu ändern, wurde von den DAT-Delegierten in den Ausschuss verwiesen.

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