Arbeitszeiten

Henke: Patienten leiden unter müden Ärzten dpa/APOTHEKE ADHOC, 11.03.2013 15:10 Uhr

Mehr Freizeit: Rudolf Henke, Vorsitzender des Marburger Bundes, fordert eine bessere Organisation der Arbeit in Krankenhäusern. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Wochenarbeitszeiten von mehr als 48 Stunden bei 74 Prozent der Klinikärzte werden nach Ansicht der Medizinergewerkschaft Marburger Bund zunehmend zum Risiko für die Patienten. Dies ergab eine Umfrage des Institut für Qualitätsmessung und Evaluation unter 3300 Klinikärzten, die der Marburger Bund in Auftrag gegeben hatte. Demnach haben viele Ärzte das Gefühl, die Arbeitszeiten beeinträchtigten ihre Leistungsfähigkeit.

47 Prozent der Ärzte gaben an, zwischen 49 und 59 Stunden pro Woche zu arbeiten. Ein Viertel der Mediziner ist demnach 60 bis 79 Stunden im Dienst. 3 Prozent arbeiten durchschnittlich mehr als 80 Stunden pro Woche.

Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Rudolf Henke, sagte: „Die Arbeitszeiten an deutschen Kliniken sind ungesund.“ 71 Prozent der befragten Ärzte haben das Gefühl, dass sich die Gestaltung der Arbeitszeiten negativ auf ihre Gesundheit auswirkt, zum Beispiel in Form von Schlafstörungen oder häufiger Müdigkeit. 89 Prozent von ihnen fühlen sich sogar in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Irgendwann seien die Mediziner nicht mehr in der Lage, den Patienten zu helfen, warnte Henke.

Besonders empört zeigte sich der Verbandsvorsitzende darüber, dass bei vielen Ärzten die weit verbreiteten Überstunden nicht erfasst würden. Die Kliniken ließen hier Missstände offenbar bewusst zu. 21 Prozent der befragten Ärzte gaben an, ihre Überstunden würden weder vergütet noch ausgeglichen. Der Marburger Bund rechnete das Ergebnis von 8,6 Überstunden pro Arzt und Woche aus einer älteren Umfrage hoch und teilte mit, pro Jahr leisteten die Ärzte 13 Millionen Überstunden für 400 Millionen Euro ohne jeden Ausgleich.

Am Dienstag startet der Marburger Bund mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder Verhandlungen über Bezahlung und Arbeitsbedingungen in 20 Unikliniken. Die Gewerkschaft fordert 6,5 Prozent mehr Gehalt.